Häuser,
Mauern und Palasse
Obwohl es mich
inzwischen in die „große“ Stadt gezogen hat, wurde ich doch in einem kleinen
Ort des beschaulichen Neckartals geboren. Viel zu sehen gab es da während der
Kindheit nicht, zumeist reihte sich an den Wald nur noch mehr Wald. Der
Nachbarort aber, der hatte richtig was zu bieten. Nicht ganz 4.000 Einwohner
stark finden sich in Neckarsteinach nämlich tatsächlich 4 gut erhaltene Burgen.
Als Kind hielt ich das natürlich für etwas ganz Besonderes. Inzwischen weiß ich
allerdings, dass alles unter einem Dutzend Burgen kaum der Rede wert ist.
Genau jene 12 Burgen
tummeln sich nämlich in friedlicher Eintracht auf dem Spielplan von Burgenland
(Inka und Markus Brand / Ravensburger). Mittels farblich passender Karten bauen
die Spieler Mauern, Häuser und Palasse in diesen Burgen und kassieren dafür
Boni. Der schnellste Baumeister wird obendrein mit dem Spielsieg belohnt.
Karten
Jeder Spieler startet
das Spiel mit einer spielerzahlabhängigen Menge an Gebäuden hinter seinem
Sichtschirm. Derjenige Spieler der diese zuerst vollständig verbaut hat,
gewinnt das Spiel. Um dies zu bewerkstelligen bekommt jeder Bauherr ein
Startkapital bestehend aus einigen Farbkarten und einem Joker mit auf den Weg. In
seinem Zug hat der aktive Spieler nun immer die Wahl zwischen zwei Aktionen. Er
kann entweder zwei zufällige Karten nachziehen, oder seine Karten benutzen um
ein Bauwerk zu errichten.
Baumeister
Um ein Gebäude zu errichten,
müssen 4 Karten abgegeben werden die farblich zu den beiden Grenzsteinen in
direkter Nachbarschaft der Burg passen. Obendrein muss es in der gewünschten
Burg natürlich noch einen freien Bauplatz geben und gegebenenfalls werden
weitere Kosten in Abhängigkeit des Gebäudes fällig. Während Mauern einfach
überall gebaut werden dürfen, müssen für Palasse zufällige Extrakosten (in Form
von Karten) entrichtet werden. Häuser dürfen auf jedes freie Feld gestellt
werden, solange pro Haus auch eine Mauer in derselben Burg steht. Zuletzt
bleiben Brunnen für die jeweils immer nur ein zulässiges Baufeld existiert.
Gehen den Spielern die entsprechenden Felder aus, steht als Alternative immer
noch die zentrale Burg zur Verfügung. Dort kann fast jedes Bauwerk in
unbegrenzter Menge platziert werden, die Kosten sind aber deutlich höher.
Belohnungen
Nach dem Bauvorgang wird
der Bauherr mit Belohnungen in Abhängigkeit des bebauten Feldes belohnt.
Kostenlos Karten sind dabei ebenso zu erhalten wie verschiedene Sonderaktionen
oder Marker die das Tauschen von Grenzsteinen ermöglichen. Obendrein gibt es
für gebaute Brunnen weitere Karten, für Mauerteile sogar Joker.
Fazit:
Bei Burgenland handelt
es sich im Prinzip um ein simples Karten-Sammelspiel im Stile von Zug um Zug. Das
heißt, der Hauptbestandteil des Spiels besteht darin, Farbkarten passend zum
eigenen Bauvorhaben zu sammeln. Dieses Element ist einerseits schnell
verstanden, andererseits aber auch wenig kreativ.
Spannend wird
Burgendland durch die Überlegungen, wo, wann und welche Gebäude platziert
werden sollten. Die richtige Reihenfolge, das richtige Timing ist hier
entscheidend und sorgt für den eigentlichen Reiz. Gleichzeitig liegt hier auch das
„Problem“ von Burgenland. Die schiere Menge an Sonderfeldern, Markern und
kleineren Regeln kann unerfahrene Spieler in den ersten Partien erschlagen. Das
eigentlich eingängige Spiel wird auf diesem Wege überraschend komplex, einzelne
Regeln schnell übersehen oder vergessen. Obendrein sorgt die schiere Fülle auch
dafür, dass das Spiel zu viert durchaus einige Längen aufweisen kann. Anders
als viele andere Rezensenten bevorzuge ich dementsprechend das Spiel zu zweit.
Hier weiß Burgendland durchaus zu gefallen, die Leichtigkeit und Eleganz eines
Zug um Zug gehen dem Spiel jedoch leider ab.
Schöne Rezi!
AntwortenLöschenVolle Zustimmung hinsichtlich der verwirrend vielen Sonderregeln (zumindest in Bezug zur Zielgruppe). Mir erscheint es so, dass man den beträchtlichen Zufallsfaktor beim Kartenziehen dadurch ausgleichen wollte, dass man einfach so viele Möglichkeiten zum Karteneinsatz reingepackt hat, dass es dann irgendwie doch wieder egal ist, welche Farben man zieht. Da gefällt mir Zug um Zug doch deutlich besser, denn dort hat man
a) eine gewisse Kontrolle über den eigenen Kartennachzug und
b) eine gewisse Ahnung, welche Karten die Mitspieler haben
Für mich eher ein enttäuschendes Spiel, wenn auch nicht grottenschelcht... Achja, und unoriginell ist es - wie Du ja schon sagtest - zudem auch noch.
Besten Gruß,
Martin