Kurze Umfrage: Wer ist /
war euer Lieblingscharakter in Game of Thrones? … Ach ehrlich? Na das tut mir
jetzt aber leid. … OK, zugegeben. Besonders neu ist der Witz jetzt nicht. Aber
damit passt die Einleitung ja wunderbar zum heutigen Spiel. Denn auch „Game of
Thrones: Das Kartenspiel“ (Nate French und Eric Lang / Heidelberger
Spieleverlag) ist nicht wirklich neu. Vielmehr handelt es sich bei der
aktuellen Version um die zweite Auflage, die aber sehr viele Parallelen zur
ersten Edition aufweist.
Nach wie vor übernehmen
wir die Rolle eines der großen Häuser von Westeros, und versuchen mit aus Buch
und Film bekannten Orten, Charakteren und Ereignissen die Macht und den Eisernen
Thron zu erringen. Und schauen ganz nebenbei dabei zu, wie unsere Mitspieler
all diese Errungenschaften in kleine handliche Stückchen zerlegen.
Das
Spielprinzip
Bevor wir überhaupt mit
der Partie beginnen, müssen wir uns natürlich für eines der großen Häuser von
Westeros entscheiden. Sechs davon sind in der Box enthalten, darunter die
üblichen Verdächtigen wie Lannister, Stark und Targaryen. Da die Auswahl an
Karten in der Basisbox allerdings noch begrenzt ist, bilden entweder jeweils
zwei Fraktionen ein Spielerdeck, oder es wird mit weniger Karten gespielt als
eigentlich zulässig. Im Deck selbst finden sich auf alle Fälle haufenweise
bekannte Charaktere, diverse Orte und verschiedene Ereignisse die auf ihren
Einsatz warten.
Jede Runde beginnt dabei
mit dem Spielen einer Strategiekarte. Sieben davon haben wir zuvor zur Seite
gelegt, welche wir wann nutzen steht uns frei. Diese Karten bestimmen unter
anderem die Initiative sowie unseren Goldertrag, darüber hinaus geben sie
verschiedene Sonderregeln vor. Haben alle Spieler ihre Strategiekarte gespielt,
dürfen im Folgenden beliebig viele Handkarten in die Auslage gelegt werden.
Zumindest solange unser Gold ausreicht.
Herausforderungen
Wurden alle
Rundevorbereitungen abgeschlossen, folgt der Kern des Spiels: Die
Herausforderungen. Nun darf jeder Spieler insgesamt drei Herausforderungen
aussprechen, wozu die ausgespielten Charaktere verwendet werden. Jeder davon
verfügt über Stärkepunkte in einem oder mehreren Bereichen und kann
entsprechend für Angriff oder Verteidigung eingesetzt werden. Militäreinsätze
dienen dazu, gegnerische Einheiten zu vernichten, mit Intrige-Herausforderungen
lassen wir die Mitspieler Karten abwerfen. Bleiben noch die Machtduelle, mit
denen wir an weitere Machtpunkte kommen. Da 15 davon den Spielsieg bedeuten,
sollte man diese nicht unterschätzen. Wichtig ist, dass verwendete Charaktere gebeugt
werden und damit für diese Runde nicht mehr weiter zur Verfügung stehen. Es
muss also stets zwischen Angriff und Verteidigung abgewogen werden.
Buhurt
Im Wesentlichen war es
das schon mit den Regeln von GoT. Zumindest was das Spiel zu zweit betrifft.
Denn ab drei Spielern kommt mit den Titelkarten ein weiterer, wichtiger Aspekt
hinzu. Diese stehen uns stets zu Beginn einer Runde zur Verfügung und dürfen in
Initiativereihenfolge gewählt werden. So werden wir etwa zur Hand des Königs,
dem Herrn der Münze oder direkt zum Regenten. Alle Rollen bieten dabei
verschiedene Vorteile (etwa mehr Gold oder Karten), bestimmen zudem aber auch
die Verhältnisse zwischen den Spielern. So unterstützt etwa der Meister der
Münze den Meister der Schiffe und darf ihn entsprechend nicht herausfordern.
Gleichzeitig steht er dem Meister der Flüsterer konkurrierend gegenüber,
weshalb Siege hier besonders lukrativ sind. Neben guten Karten benötigt ihr
also auch das richtige Händchen bei der Wahl eurer Rollen, um am Ende den
Eisernen Thron besteigen zu können.
Fazit
"Wenn man das Spiel
der Throne spielt, gewinnt oder stirbt man.“ Dieses Zitat trifft auch sehr
genau auf das Spielgefühl des GoT-Kartenspiels zu. Denn obwohl die Regeln für
ein Living Card Game sogar recht überschaubar sind, ist das Spiel unerbittlich
wie kaum ein Zweites. So schnell wie das eigene Reich, die eigenen Truppen
aufgebaut sind, so schnell werden sie von den lieben Mitspielern auch wieder
zerschlagen. Gerade beim Buhurt schwappt das Kriegsglück ständig hin und her,
wie in der Serie sollte man sich lieber mit dem Gedanken anfreunden, dass
nichts von Dauer ist. Dementsprechend wird das Gefühl der Vorlage tatsächlich
sehr gut transportiert, auch Bündnisse und Verrat gehören zur Tagesordnung.
Zumindest in Partien ab drei Spielern.
Zu zweit wirkt das
GoT-Kartenspiel dagegen deutlich beliebiger. Wie bei vielen anderen Spielen
dieser Art bestimmt hier eine Art Wettrüsten das Spielgeschehen, das
hervorstechende Element fehlt dagegen. Zwar funktioniert das Spiel auch als
Duell, der besondere Reiz geht allerdings verloren. Darüber hinaus sollte jedem
Käufer klar sein, dass es sich hier tatsächlich nur um eine Grundbox handelt.
Auch wenn die enthaltenen Karten durchaus für etwas Abwechslung sorgen, steckt
sehr viel Spaß im Ausloten weiterer Möglichkeiten, spannender Deckkombinationen
und dem Zusammenwirken der Karten. Dazu werden allerdings Erweiterungspakete
benötigt, die vom Heidelberger Spieleverlag glücklicherweise bereits angeboten
werden.
Wer mit dem
LCG-Charakter leben kann und Spaß an unnachgiebigen und hinterhältigen
Spielsystemen hat, der kann beim GoT-Kartenspiel bedenkenlos zugreifen. Ein
Spiel, dessen Gefühl näher an der Vorlage liegt, werdet ihr so schnell nicht
finden.
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