Wer kennt ihn nicht, diesen Satz: Genieße deine Schulzeit, wenn du erst
erwachsen bist hast du keine Freizeit mehr. Ich fand diese Aussage schon als
Kind doof und auch heute kann ich ihr nicht besonders viel abgewinnen.
Einerseits spiele ich als Erwachsener viel mehr denn als Kind, wenn auch nicht
immer genau das was ich will. Andererseits habe ich meine Schulzeit nie
wirklich gemocht. Das mag aber auch an Fächern wie Mathe oder Bildende Kunst
gelegen haben. Keine Ahnung was aus mir geworden wäre, wenn ich mich
stattdessen an „Verteidigung gegen die Dunklen Künste“ oder „Pflege magischer
Geschöpfe“ hätte versuchen dürfen. Finden wir‘s doch einfach raus, mit Harry
Potter – Kampf um Hogwarts (Forrest-Pruzan Creative, K. Mandell, A. Wolf /
Kosmos).
Eine Schule voller Bösewichte
Das erste Jahr in Hogwarts beginnt, wie die meisten ersten Schuljahre.
Mit furchteinflößenden Lehrern und nervigen Mitschülern. Anders als in den
meisten Schulen können wir uns hier allerdings tatkräftig zur Wehr setzen und
sollten dies auch tunlichst machen. Denn um ein Jahr im Kampf um Hogwarts zu
meistern, müssen wir stets mehrere Bösewichte besiegen. Im ersten Jahr sind das
noch Crabbe, Goyle oder Prof. Quirrel, später stellen sich uns ganz andere
Widersacher in den Weg. Alle davon machen uns auf die eine oder andere Weise
das Leben schwer. Um sie loszuwerden müssen wir ihre Lebenspunkte auf null
reduzieren. Aber keine Panik: Hier stirbt niemand. Spätestens im nächsten
Schuljahr stellen sich uns die vermeintlich Besiegten erneut in den Weg.
Was tun, sprach Harry?
Für den Kampf stehen uns allerlei Zaubersprüche, Verbündete oder
nützliche Gegenstände zur Verfügung. Zumindest irgendwann. Denn zu Beginn einer
Partie sind wir wie alle Erstklässler: Ziemlich ahnungslos. Egal ob Harry,
Hermine, Ron oder Neville, alle starten mit einem Deck aus 10 vergleichsweise
schwachen Karten. Viele dieser Karten bringen Geld, womit wir aus der Auslage
stärkere Karten kaufen und diese in unser Deck packen. So werden wir nach und
nach immer mächtiger. Einige Karten zeigen Blitze, mit denen wir den Gegnern
Schaden zufügen oder Herzen, mit denen wir uns heilen. Und das ist durchaus
angeraten. Denn wenn uns die Lebenspunkte ausgehen sterben wir zwar nicht, aber
auf den aktuellen Ort wird ein Dunkles Mal gelegt. Zu viele davon und wir
müssen den Ort wechseln, was über kurz oder lang zur Niederlage führt. Karten
der Dunklen Künste sorgen zudem für zusätzliches Ungemach, weshalb wir uns
beeilen sollten.
Noch 6 Jahre zu meistern
Das erste Jahr dient in Hogwarts tatsächlich nur dazu, die
grundlegenden Prinzipien zu verstehen. Entsprechend sollte der Sieg hier auch
nicht lange auf sich warten lassen. Allerdings gibt es ja noch 6 weitere Jahre.
Und in jedem Jahr dürfen wir eine der beiliegenden Boxen öffnen. Zumeist finden
wir darin neue Orte, Verbündete, Zauber und Bösewichte. Ab und an kommt auch
eine neues Spielelement hinzu. In allen Fällen steigt dadurch die
Herausforderung spürbar und auch die Spielzeit nimmt von Mal zu Mal zu. Die
Aufgabe ist allerdings stets gleich: Mausert euch vom kleinen Zauberschüler zum
wahren Auror und vertreibt alle Widersacher aus der Schule.
Fazit
Keine Frage: Harry Potter – Kampf um Hogwarts hat eine extrem
zugkräftige Lizenz, die hier zudem sehr atmosphärisch umgesetzt wurde. Viele
Käufer werden nur aufgrund des Themas zugreifen und sich das Grinsen nicht
verkneifen können, wenn sie einen „Dementor“ mit einem "Expecto
Patronum" vertreiben. Umso glücklicher bin ich darüber, dass es
sich tatsächlich auch um ein gutes Spiel handelt. Für erfahrene Spieler ist der
Einstieg vielleicht etwas simpel, die Aktionen zu überschaubar. Dafür kommen
aber selbst unerfahrene Spieler gut in das System hinein und können über die
weiteren Schuljahre langsam hineinwachsen. Das ist wirklich gelungen. Gerade an
den letzten Jahren haben zudem auch Experten zu knabbern. Was hier an Gegnern
und Wechselwirkungen aufgefahren wird, das muss erst mal gemeistert werden.
Dass es am Ende dennoch nicht für eine ZAG-Bewertung „Ohnegleichen“
ausreicht, das liegt an den durchaus vorhandenen Schwächen. Dass der
Spielverlauf und der Schwierigkeitsgrad sehr stark vom Glück abhängen, das kann
ich dabei durchaus noch verzeihen. Auch die thematischen Schwächen fand ich
jetzt nicht so fatal. Dann muss ich den Basilisken eben immer wieder töten und
der eine oder andere Gegenstand taucht im falschen Jahr auf. Geschenkt. Was
mich aber tatsächlich stört ist, dass die Partien am Ende immer länger werden
ohne wirklich etwas Neues zu bieten. In den insgesamt sieben Jahren kommen kaum
neue Elemente ins Spiel, dafür aber immer mehr Gegner. Da diese stets
zusammengemischt werden, dauert das Besiegen von mal zu mal länger. Am Ende
sind da durchaus 2 Stunden Spielzeit drin. Zudem wird bei der großen Zahl an
Effekten gerne mal etwas vergessen. Gerade die letzten Jahre waren für mich
dadurch unnötig lang, organisatorisch aufwändig aber inhaltlich nicht viel spannender
als das Erste.
Dennoch empfinde ich den Kampf um Hogwarts durchaus als gelungen,
gerade in den Jahren 3 bis 5. Hier stehen Spieldauer, Herausforderung und
Variation in einem guten Verhältnis. Schade, dass dieses hohe Niveau nicht über
das gesamte Spiel gehalten wird.
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