Mittwoch, 1. November 2023

Schnitzeljagd

Das Leben kann schon unfair sein. Da wollte man eigentlich als großer und stattlicher Bär geboren werden, um sich als Spitze der Nahrungskette an seinen Mittbewohnern gütlich tun zu können. Und was wurde daraus? Als kleine Feldmaus erblicken wir das Licht der Welt, selbst Luchse und Eulen sehen in uns eine leckere Proteinquelle. Und doch kann das auch Vorteile haben. Denn wenn sich die größeren Tiere nicht einigen oder Jagd auf die Konkurrenz machen, kommen die kleinen Tierchen bei Schnitzeljagd (Brett J. Gilbert & Matthew Dunstan / Edition Spielwiese) plötzlich ganz groß raus.

 

 

 

Die Qual der Wahl

Anders als in der Natur herrscht bei Schnitzeljagd zu Beginn Chancengleichheit. Denn jede Spielerinn bekommt ein Set aus fünf Tierkarten (Bär, Wolf, Luchs, Eule und Maus) auf die Hand. Gleichzeitig wählen wir nun verdeckt ein Tier aus, dass wir diese Runde spielen. Wenig überraschend sind Bären und Wölfe dabei deutlich weniger gefährdet, Eulen und Mäuse bringen aber potenziell mehr Punkte.
 
 
Die Großen fressen die Kleinen
Von oben (beginnend mit dem Bären) werden nun nach und nach alle gewählten Karten aufgedeckt. Ist eine Tierart mehrmals vertreten, gönnen sich die Exemplare eine Pause und es passiert nichts. Ist dagegen ein Tier nur einmal vorhanden, wählt die entsprechende Spielerinn eine Tierart, die bejagt wird. Alle Spieler mit dem gewählten Tier scheiden aus der aktuellen Runde aus. Wer bis zum Ende nicht gefressen wurde, schafft es in den nächsten Durchgang. Nach maximal drei Durchgängen bekommen diejenigen Punkte, die durchgehalten haben, wobei schwächere Tiere lukrativer sind.
 
Fazit
Schnitzeljagd ist ein Hauch Pokern, ein wenig „Ich denke, dass du denkst…“, eine ordentliche Prise Glück und natürlich ganz viel Emotion. Der Ablauf ist denkbar einfach, Gründe um auch mal etwas länger zu Grübeln gibt es eigentlich nicht. Und doch ertappt man sich selbst immer wieder dabei, zu versuchen, in die Gedankengänge des Gegenübers einzudringen. Und genau das macht den Reiz aus. Wenn der Bär drei Eulen auf einmal erwischt oder eine Mitspielerin zum wiederholten Mal die Maus ins Ziel bringt, sind Lacher garantiert. Anders als angegeben sollten dabei aber mindestens 3 (besser 4 oder 5) Spielende mit am Tisch sitzen, ansonsten geht ein großer Teil der Emotionen verloren.

Obwohl Schnitzeljagd immer wieder und fast garantiert für Lacher sorgt, bleibt bei mir aber dennoch das Gefühl, das alles schon mal gesehen zu haben. Vergleichbare Spiele gibt es zur Genüge, Schnitzeljagd punktet allenfalls mit der wirklich sehr vereinfachten Herangehensweise. Und der Grafik. Denn die fällt auf, auch wenn ich sie persönlich absolut fürchterlich finde. Aber über Geschmack… Gleiches gilt natürlich auch für den Glücksanteil. Denn auch wenn man versucht die Mitspielerinnen zu übertölpeln ist am Ende natürlich sehr viel Glück mit von der Partie. Spätestens beim nächsten großen Lacher ist es aber eigentlich egal, ob das jetzt Zufall war. Und im Zweifel ist es immerhin eine gute Ausrede, wenn die eigene Jagd mal wieder vollkommen misslungen ist.


 

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