Samstag, 6. Dezember 2014

Orongo



Ein Spiel wie ein Mysterium
Die Existenz der Moais auf der pazifischen Osterinsel stellte die Welt der Wissenschaft lange vor Rätsel. Von wem wurden diese gigantischen Steinköpfe erschaffen, welchem Zweck dienten sie und wie konnten sie ohne moderne Technik über die Insel transportiert werden? Einige dieser Fragen hat nun Reiner Knizia in Zusammenarbeit mit dem Ravensburger Spieleverlag beantwortet.

Denn in Orongo zeigen wir Spieler wie einfach es doch sein kann, ein Mysterium zu erschaffen. Einfach nur im richtigen Moment das Zugrecht ersteigern und die passenden Felder miteinander verbinden… schon entsteht ein weiteres der steinernen Ungetüme.




Die Insel in Besitz nehmen
Zu Beginn des Spiels liegt die Osterinsel vor uns, aufgeteilt in sechseckige Felder. Die Mehrheit der Sechsecke enthält dabei ein Symbol sowie eine Nummer. Zu Beginn jeder Runde werden einige verdeckt liegende Plättchen gezogen und auf den numerisch passenden Feldern platziert. Diese nun sinnvoll miteinander zu verbinden ist unser Ziel.
Dazu bieten wir zu Rundenbeginn mit Muscheln. Das Ergebnis bestimmt die Setzreihenfolge sowie die Menge der Felder, die in dieser Runde mit den eigenen Chips belegt und damit in Besitz genommen werden dürfen. So darf der Höchstbietende etwa 3 Felder belegen, die anderen Spieler entsprechend weniger. Wer nichts bietet muss diese Runde aussetzen, bekommt aber alle Muscheln aus dem Vorrat.


Moais errichten
Warum belegen wir aber nun genau die Plättchen mit eigenen Farbchips? Ganz einfach: Sobald wir es schaffen, eine Gruppe passender Symbolkombinationen (z.B. Vogel und Tänzer) mit einem freien Bauplatz zu verbinden, wird dort sofort ein eigener Moai errichtet. Dies kostet zwar einige Muscheln und die entsprechenden Felder sind verbraucht, es bringt uns aber dem Spielsieg deutlich näher. Dieser ist errungen, sobald ein Spieler seine eigenen und den finalen, neutralen Moai errichtet hat.

Fazit
Wenn einer der bekanntesten deutschen Spieleautoren auf einen der größten Verlage trifft, ist durchaus eine gewisse Erwartungshaltung vorhanden. Und auf den ersten Blick weiß Orongo auch durchaus zu gefallen. Ein schöner Plan, tolle Figuren und eingängige Regeln. Leider folgt dem positiven Ersteindruck in die Box zwangsläufig auch eine erste Partie. Und die entblößt einige Schwächen.

Beginnen wir mit dem Material. Der eigentlich schön gestaltete Plan erweist sich in der Realität als enorm unpraktisch. Die Grafik der einzelnen Felder und die der entsprechenden Plättchen sind sich so ähnlich, dass oft kaum zu erkennen ist, wo ein Plättchen liegt (und damit gebaut werden kann). Dieses Problem verschärft sich je voller der Plan wird, ist aber von vornherein ärgerlich. Ein weiteres Problem stellen die halbtransparenten Farbchips dar, die zur Markierung verwendet werden. Die entsprechenden Farben sind sich teilweise so ähnlich, dass sie auf dem Plan kaum zu unterscheiden sind und den Spielfluss deutlich hemmen.

Wäre Orongo spielerisch reizvoll, könnte man diese Materialschnitzer vielleicht noch verzeihen. Leider ist aber auch das nicht der Fall. Es gibt zwar durchaus einige taktische Überlegungen, diese gehen aber zumeist im zufälligen Ziehen der Plättchen unter. Kontrolle entsteht hier nur begrenzt. Darüber hinaus bietet Orongo quasi nichts Neues. Allenfalls die Kombination von Auktion mit abstraktem Legespiel (denn genau darum handelt es sich), mag man mit viel gutem Willen als neu einordnen. Aber auch das hat man, nicht zuletzt beim Autor selbst, bereits in deutlich eleganterer Form gesehen. So kam weder bei mir noch bei meinen Mitspielern auch nur in einer Partie echter Spielspaß auf.



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