Die Apokalypse mit Chips und Bier
Glaubt man den aktuellen Entwicklungen in Hollywood und Essen, ist die Zombie-Apokalypse nur noch eine Frage von Wochen, allenfalls Monaten. Es erscheint also nur Folgerichtig, dass sich jeder von uns schon einmal Gedanken macht, wo genau er die letzten Tage denn so verbringen will. Krankenhäuser, Einkaufszentren oder das heimische Wohnzimmer scheinen allgemein bevorzugte Örtlichkeiten zu sein. Pints of Blood (Mariusz Gandzel / Huch! & Friends) bietet uns nun eine weitere, eigentlich ganz angenehme Option. In einem englischen Pub können wir das Ende der Menschheit nämlich ganz entspannt bei Bier und Chips beobachten. Und sollte uns doch einmal einer der gefräßigen Gesellen zu nahe kommen, schubsen wir einfach einen unserer Freunde in den Weg… und trinken weiter unser Bier.
Eine schlecht geschützte Kneipe,…
Die Kneipe in der wir das Ende der Menschheit über uns ergehen lassen, erweist sich leider schnell als wenig wehrhaft, ganze 5 Eingänge führen für die Zombies ins Innere. Und da unsere Freunde von der Insel wohl selbst als Untote an ihren guten Manieren festhalten, stellen sie sich in Reih und Glied vor jedem dieser potentiellen Einfallstore an. Da eine direkte Begegnung mit den Horden dem eigenen Überleben allerdings abträglich wäre, schicken wir zu Beginn jeder Runde bis zu 4 Buddys an gefährdete Fenster und Türen. Pro platziertem Buddy zieht der aktive Spieler eine Karte, die Aktionen auslöst, neue Zombies anlockt oder hilfreiche Einwegwaffen (Toaster, Billardkugeln) liefert. Im letzten Viertel dieses Kartenstapels befindet sich übrigens auch der Rettungstrupp, den zu erreichen unser Ziel ist.
…unzuverlässige Waffen,…
Haben sich unsere Buddys pflichtgemäß an den Fenstern platziert, folgt der Kampf. Dazu werden insgesamt 8 Würfel geworfen. Einer dieser Würfel lässt sofort neue Zombies in den Warteschlangen erscheinen. Die 7 anderen liefern zumeist Waffen oder Extratreffer. Alternativ können auch hier neue Zombies entstehen, die aber vorläufig im Bus auf der Straße platziert werden (oder habt ihr etwa gedacht, dass sich solche Horden zu Fuß auf den Weg in die Kneipe machen?). Hilfreiche Würfelergebnisse werden nun in den Reihen mit Buddys platziert. Welcher Zombie dabei angegriffen werden kann, bestimmt das gewürfelte Symbol. Ein Kricketschläger hat eben keine große Reichweite, ein Bogen ist im Nahkampf nutzlos. Verstärken können wir die Waffen noch mit Zusatztreffern und hilfreichen Karten. Leider sind aber auch die Zombies nicht gänzlich wehrlos und halten teilweise mehr als einen Treffer aus oder rufen beim Ableben sofort einen Kollegen herbei.
…und ein Bus voller Zombies.
Sind alle Würfel ausgewertet rücken all jene Zombies nach Vorne, die in einer Reihe mit einem Buddy stehen. Der Rest gönnt sich eine Pause und wartet auf den Bus. Denn dieser fährt nun einmal um die Kneipe und schmeißt (so lange vorhanden) an jeder Reihe einen Zombie raus. Auch dies lässt die entsprechende Reihe eine Schritt nach Vorne machen.
Erreicht zu irgendeinem Zeitpunkt ein Zombie das Innere der Kneipe, fällt er sofort tot um (den Mix aus Rauch, Alkohol und Schweiß in der Luft hält wohl auch der stärkste Zombie nicht aus). Leider beißt er zuvor noch den aktiven Spieler. Dies kann zwar mit etwas Bier geheilt werden (es gibt schließlich nichts, was ausreichend Alkohol nicht in Ordnung bringen kann), wirkt sich aber mit der Zeit tödlich auf unsere Buddys aus. Stirbt unser letzter Buddy, haben auch wir das Spiel verloren. Halten wir aber lange genug aus, taucht im letzten Viertel des Spiels eine Rettungskarte im Stapel auf. Diese beendet das Spiel sofort und bestimmt auch, wer als Sieger daraus hervorgeht. Dies kann etwa derjenige sein, der genug Chipstüten besitzt (bekommt man für getötete Zombies) oder wer ordentlich Bier getrunken hat.
Die Version für Fortgeschrittene
Eine alternative Verwendung für Chipstüten liefert die Version für Fortgeschrittene. Hier können wir und für die Knabbereien ein opulentes Mahl besorgen, das uns permanente Sonderfähigkeiten liefert. So können Würfel neu geworfen oder hilfreiche Karten mehrfach genutzt werden. Leider bekommen auch die Zombies Verstärkung und lösen beim Betreten der Kneipe nun eine Vielzahl negativer Effekte aus.
Fazit
Aufmachung und Thema von Pints of Blood sind klar an Filmen wie Shaun of the Dead angelehnt. Eine Umsetzung des Zombie-Themas mit einem ordentlichen Schuss schwarzem Humor war sicherlich auch die Intention hinter Pints of Blood. Abgesehen vom Thema ist dem Spiel davon leider nichts anzumerken.
Vielmehr fühle ich mich während des Spiels wie ein Bürokrat, der die Apokalypse haargenau durchkalkuliert und verwaltet. Eigentlich bin ich die meiste Zeit damit beschäftigt Plättchen zu verschieben, Marker nachzulegen und Würfel auszuwerten. Pro Zug sind da durchaus mehrere Minuten für „Verwaltungsarbeit“ zu investieren. Besonders mit steigender Spielerzahl kann die Wartezeit zwischen den Zügen sehr lang werden. In solchen Fällen ist die Begeisterung für das humorige Thema oft das erste Opfer der Zombies.
Obendrein ist der Einstieg des Spiels überraschend schwierig, die Regeln beinhalten viele kleine Elemente auf die es zu achten gilt. Ohne ständiges Nachlesen ist die erste Partie nicht zu überstehen. Auch das Ende spricht mich nicht wirklich an. In einem eigentlich kooperativen Spiel wird häufig schlicht ein oder mehrere Spieler zufällig zum Sieger bestimmt.
Zu zweit kann eine Partie Pints of Blood trotzdem Spaß machen. Die Wartezeiten sind hier angenehm, das Spiel kann (zügig gespielt) in der angegebenen Zeit beendet werden. Trotzdem frage ich mich auch zu zweit ständig, warum ich nicht lieber zu einem der anderen Zombie-Spiele der letzten Jahre greife. Auswahl gibt es da schließlich genug und bei den meisten davon fühle ich mich nicht wie ein Verwaltungsangestelter.
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