Die Verwendung von Zahlenkarten in
Gesellschaftsspielen dürfte in etwa so innovativ sein, wie Würfel und ein Block
zum ankreuzen. Doch Steffen Benndorf hat ja bereits mit Qwixx bewiesen, dass er
kein innovatives Material benötigt, um ein ebensolches Spiel zu erschaffen.
Obwohl ich (wie HIER nachzulesen) gefühlt der einzige Rezensent war, der mit
Qwixx nichts anfangen konnte, war ich auf das neue Werk doch durchaus gespannt.
Und was soll ich sagen…(Pause zum Aufbau der Spannung)…da müsst ihr schon zum
Fazit springen, sonst liest den Text ja wieder niemand.
Bei The Game (Nürnberger-Spielkarten-Verlag) haben
wir es eigentlich nur mit einem einfachen und simplen Kartenspiel zu tun. Eigentlich
müssen wir nur gemeinsam Karten auf 4 auf- und absteigenden Stapeln
unterbringen. Eigentlich. Nur.
Von Entspannung…
Zu Beginn macht The Game tatsächlich noch
einen sehr zahmen Eindruck. Insgesamt 4 Karten liegen bereits aus und warten
auf unsere Aktionen. Auf die ausliegenden Einser wollen wir höhere Karten
legen, die Hunderter akzeptieren alles was kleiner ist. Und so spielen wir,
sobald wir am Zug sind, mindestens zwei unserer Handkarten auf Stapel unserer
Wahl. So legen wir etwa zuerst eine 4 auf den Stapel mit der 1 und danach eine
97 auf die 100. Und weil es gerade so gut passt, gleich noch die 95 hinterher.
Wenn es denn gerade einmal passt.
…über einsetzende
Unsicherheit…
Denn genau hier endet üblicherweise das
tiefenentspannte Gefühl. Denn unser gemeinsames Ziel ist es, möglichst alle 98
Karten (von 2 bis 99) auf den Stapeln unterzubringen. Bei halbwegs passenden
Karten kein Problem. Was aber tun, wenn ich bereits zu Beginn nur Zahlen
zwischen 34 und 72 auf der Hand halte? Dann lässt sich ein unangenehmer Sprung
nicht vermeiden und 1 Stapel nähert sich rasant dem Ende seiner Kapazität.
Doppelt unangenehm wird es, wenn wir uns für einen Stapel entscheiden den
unsere Mitspieler so dringen benötigt hätten. Denn die Kommunikation bei The
Game ist auf das nötigste beschränkt. Aussagen wie „ich habe eine 5 und eine 6“
sind absolut verpönt. Allenfalls Andeutungen, dass dieser Stapel doch bitte in
Ruhe gelassen werden sollte, sind erlaubt.
…bis zu
schierer Panik.
Eine Partie The Game endet, wenn der Nachziehstapel durchgespielt wurde oder ein Spieler keine Karten mehr legen kann. Alles was sich jetzt noch auf den Händen der Mitspieler oder im Talon befindet wird als Minuspunkt gewertet. Und das ist üblicherweise deutlich mehr, als es noch zu Beginn den Anschein erweckt hat.
Eine Partie The Game endet, wenn der Nachziehstapel durchgespielt wurde oder ein Spieler keine Karten mehr legen kann. Alles was sich jetzt noch auf den Händen der Mitspieler oder im Talon befindet wird als Minuspunkt gewertet. Und das ist üblicherweise deutlich mehr, als es noch zu Beginn den Anschein erweckt hat.
Doch auch das gemeinste Spielprinzip bietet
uns Spielern zumindest einen kleinen Strohhalm. Hier kommt er in Form des so
genannten Rückwärts-Tricks daher. Denn sobald wir auf einen Stapel eine Karte
mit der Differenz 10 legen können, darf diese auch entgegen der erlaubten
Zahlenfolge platziert werden. Auf einem eigentlich aufsteigenden Stapel etwa können
wir so etwa von der 35 zurück auf die 25 springen. Dies bietet zumindest eine
kurze Verschnaufpause, bevor es dafür im Folgezug zumeist doppelt so dick
kommt.
Fazit
The Game
ist ein Spiel, das sehr einfach beginnt und dann mit fast jeder Aktion schwerer
wird. Die Regeln und der Spielablauf sind schnell verstanden. Was aber dann
während des Spiels geleistet werden muss, das stellt die wahre Herausforderung
dar. Stets sollte man mitdenken und auf der Hut sein, die zu treffenden
Entscheidungen sind selten einfach. Pausen gibt es dabei keine, auch in den
Zügen der Mitspieler sollte das Geschehen beobachtet werden. The Game baut
dabei ein unglaublich dichtes Spielgefühl und eine konstant hohe Spannung auf.
Etwas unglücklich gewählt finde ich einzig
die Aufmachung, die sehr düster daher kommt. Mir persönlich gefällt das, manch
potentieller Kunde lässt so ein Spiel aber wohl schnell mal im Regal liegen,
ohne es eines zweiten Blickes zu würdigen.
Aber genau diesen zweiten Blick hat The Game
redlich verdient. Und einen dritten, vierten und fünften auch gleich noch. Denn
was Steffen Benndorf hier abliefert, hat eigentlich alles was ich von einem
Spiel erwarte.
Ihr spielt gerne kooperative Kartenspiele? Dann schaut euch mal die Rezension zu Hanabi (HIER) an. Oder bevorzugt ihr es, gegen eure Mitspieler anzutreten? Wie wäre es mit einer Runde Abluxxen (HIER)?
Das Spiel scheint sehr interessant zu sein! Vielen Dank für den ausführlichen Test. Ein kurzes und lustiges Kartenspiel fehlt uns noch.
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