“Der
Weltraum, unendliche Weiten. Viele Lichtjahre von der Erde entfernt dringen wir
in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.“ Naja, mehr oder
weniger. Denn Spiele bei denen wir den Weltraum besiedeln sind alles andere als
selten und alle Ecken scheinen diesbezüglich bereits ausgelotet. Mit Exodus: Proxima Centauri schicken Andrei
Novac und Agnieszka Kopera (NSKN) dennoch ein weiteres Spiel ins Rennen um die
Gunst der Spieler.
Diesmal übernehmen wir
allerdings nicht etwa die Rolle eines außerirdischen Volkes oder kämpfen gegen
ein solches. Nein, wir haben ganz schlicht die Herrschaft über eine von
mehreren Menschengruppen. Und kämpfen gegen eben solche.
Das
Universum
Wie wir es aus der
Mehrzahl vergleichbarer Spiele kennen, besteht auch das Universum in Proxima
Centauri aus einer Vielzahl sechseckiger Plättchen. An dessen Rändern befinden
sich unsere Startwelten, im Zentrum besonders lukrative Planeten. Darum herum
in (mehr oder weniger) zufälliger Anordnung diverse Planeten, auf denen die
Ressourcen Platin, Axinium und Phasium auf ihre Entdecker warten. Natürlich
wird der Plan auch noch mit Leben in Form von neutralen (und wenig
freundlichen) Alienschiffen gefüllt, die unserem Expansionsdrang im Wege
stehen.
Klein
Anfangen
Wie es sich gehört, ist
unser eigenes Reich zu Beginn wenig beeindruckend. Gerade einmal drei
Bevölkerungsmarker besiedeln unseren Heimatplaneten, zwei noch weniger beeindruckende
Raumschiffe umkreisen diesen zu unserem Schutz. Auch unser Rohstoffvorrat ist sehr
begrenzt, was es tunlichst zu ändern gilt. Genau dafür bekommt jeder zu Anfang
einen Stapel Aktionskarten, welche die eigenen Möglichkeiten in der Runde
bestimmen. Da eine Aktion pro Runde allerdings etwas wenig ist, spielen wir jeweils
zwei dieser Karten aus. Obendrein dürfen wir die stets knappe Bevölkerung
unseres Heimatplaneten nutzen, um zusätzlich eine sekundäre Aktion auf unserer
Karte oder der eines Mitspielers auszuführen.
Die
Aktionen
Alleine drei der
Aktionen drehen sich direkt um Ressourcen und deren Beschaffung. So füllen wir
mittels Bankgeschäften unseren Vorrat an Platin auf, über den Handel tauschen wir die drei
verschiedenen Ressourcen (durchaus auch mit Gewinn) untereinander. Bergbau erlaubt
uns, verbrauchte Minen auf beliebigen Planeten wieder aufzufüllen, um die
dortigen Rohstoffe in Folgerunden erneut abbauen zu können. All das lässt sich
mittels Forschungen ungleich effektiver gestalten, womit wir auch schon bei der
vierten Aktion sind. Forschen bietet dabei mannigfaltige Vorteile, von besseren
Waffen über mehr Rohstoffe bis hin zu zusätzlichen Aktionen. Besonders
spannende Forschungen stellen naturgemäß die Upgrades für unsere Schiffe dar.
Diese können als weitere Aktion direkt eingebaut werden und verbessern Waffen,
Antriebe oder Schilde. Doch da auch die beste Waffe ohne ein passendes Schiff
wenig nützt, können wir über die letzte Aktion Schiffe bauen und auf dem
Spielfeld platzieren.
Kampf
Und wenn wir schon bei
den Schiffen sind, machen wir doch direkt mit der Eroberungsphase weiter. Diese
wird jeweils zweimal am Ende einer Runde durchgeführt und dient der Bewegung
und dem Kampf zwischen den Schiffen. Das besondere hier ist, dass die Bewegung
quasi simultan und geheim ausgeführt wird. Ihr legt also neben eure Schiffe
Plättchen die den Flugkurs angeben und alle auf einmal aufgedeckt werden. Erreicht
ihr dabei alleine einen neuen Planeten, dürft ihr zuvor eingeladene Bevölkerung
dort ansiedeln um im weiteren Verlauf die Rohstoffe des Planeten zu plündern. Zum
Kampf kommt es dagegen, wenn ihr euch am Ende auf dem gleichen Feld wie ein
Gegner befindet. Diese wird nun eher klassisch mittels Würfeln ausgefochten,
wobei die Waffen die Zahl der Würfel vorgeben und Schilde bestimmen, wie viele
Treffer ein Schiff verkraftet. Unabhängig von der Zahl der Parteien die am
Kampf beteiligt sind, gibt es am Ende nur einen Sieger. Und dieser streicht
stets die Siegpunkte für alle zerstörten Schiffe ein.
Politik
Wenig überraschend ist
das Spiel viel zu komplex, um auf alle Elemente einzugehen. Zumindest eine
Phase muss aber unbedingt noch erwähnt werden: Die Konzilphase. Diese wird vor
der Wahl der Aktionskarten gespielt und lässt uns mittels Platin über drei
Politikkarten abstimmen. Von diesen tritt stets nur eine in Kraft und ändert
das Spiel mittels sofort eintretenden, längerfristigen oder permanenten
Effekte. Darüber hinaus werden in dieser Phase auch die Ämter der kommenden
Runde versteigert. Und Kanzler / Vize-Kanzler sind nicht nur für die
Spielerreihenfolge wichtig, sondern entscheiden gemeinsam auch über die Bonusaktion
der aktuellen Runde.
Der
Sieger
Sieben Runden dauert
eine Partie Exodus, dann folgt die große Abrechnung. Denn wer erfolgreichster
Eroberer war, lässt sich nicht immer mit einem schnellen Blick auf den Plan
sagen. Lohnend ist dabei insbesondere die Bevölkerungsmehrheit auf Planeten,
oder von Schiffen besetzte Felder. Natürlich wird auch das Vernichten von
Schiffen der Mitspieler oder der neutralen Alienrasse belohnt. Selbst
Spielreihenfolgekarten können hier noch zu Buche schlagen. All das aufsummiert
und der Sieger steht fest.
Fazit
Exodus fällt in die
Kategories der Spiele, die vom ersten Moment an mit einem Berg an Material
beeindrucken. Bevor auch nur die erste Seite der Regel gelesen ist, rechnet man
mit mannigfaltigen Mechanismen, stundenlangen Partien und epischen Schlachten.
Überraschenderweise ist das Spiel selbst dann aber sogar vergleichsweise
schnell verinnerlicht und verstanden, der Ablauf recht stringent und logisch
aufgebaut. Auch wenn das Regelheft zwar nicht optimal ist, führt es doch
ordentlich ins Spiel hinein. Die angegebene Spielzeit von 30 bis 45 Minuten je
Spieler ist dennoch nur mit einiger Erfahrung und flotten Mitspielern zu
erreichen. Und in dieser Zeit wird man durchaus gut unterhalten. Eroberung,
Forschung, Aufrüstung, Kampf… man bekommt was man erwartet. Und da besiedelte
Planeten die mit Abstand lukrativste Punktequelle sind und stets nur einen
begrenzten Vorrat an Rohstoffen bereit halten, ist auch ein stetes Ringen um
diese garantiert. Während in den ersten Runden noch ein wenig nebeneinander her
gespielt und vor allem Aufgebaut wird, geht es in der zweiten Spielhälfte
tatsächlich rund.
Genau die zweite
Spielhälfte ist es aber auch die nicht jedem Spieler vollständig zusagt. Zum
einen kommt hier natürlich das Glückselement deutlich stärker zum tragen. Wer
bei den Kämpfen immer wieder Pech hat, der kann den Sieg vergessen. Obendrein
kann es vorkommen, dass sich mehrere Spieler auf einen Konkurrenten
einschießen. In solchen Fällen ist Frust garantiert. Zuletzt entwickeln sich
gerade gegen Ende häufig Grabenkämpfe während denen mehrere Runden immer wieder
um die gleichen zwei oder drei Planeten gekämpft werden. In solchen Fällen kann
sich das Spiel dann schon etwas ziehen, da nicht mehr wirklich viel Neues
passiert aber dennoch jeder Zug wohl überlegt sein muss. Etwas wenig passierte
mit persönlich darüber hinaus auch bei den Politikkarten. Obwohl diese auf den
ersten Blick durchaus reizvoll erscheinen, ist ihr Effekt häufig zu klein und /
oder betrifft alle Spieler gleichermaßen. Dadurch wird das eigentlich reizvolle
Element häufig nur noch schmückendes Beiwerk und keiner will sich hier
finanziell aus dem Fenster lehnen.
So im Vergleich mit Eclipse und TI3, wie schaut Exodus da aus? Ich denke schon lang über den Kauf nach, aber ich bin mir nicht sicher ob sich der Kauf "lohnt" wenn man die anderen beiden schon besitzt. Der ein oder andere ist der Meinung Exodus wäre besser als die beiden Platzhirsche. Wieviele Mitspieler sollte man für eine Runde Exodus haben?
AntwortenLöschenExodus liegt bei mir irgendwie zwischen den beiden von dir genannten Spielen. Von der Art schon etwas näher an TI3, Eclipse ist ja schon fast Richtung Eurogame. Von der Spielzeit und auch von der Komplexität aber eher mit Eclipse zu vergleichen, da ist TI3 deutlich aufwendiger.
AntwortenLöschenWas die Spielerzahl angeht ist Exodus tatsächlich recht offen und funktioniert in jeder Besetzung. Natürlich ist es aber schon spannender, wenn etwas mehr los ist.
Ich persönlich bin froh alle 3 Spiele zu besitzen. Eclipse ist etwas für planvollere Runden, weniger kampflastig.
Exodus und TI3 sind klar "cineastischer". Mehr Kampf, mehr Schadenfreude und Verzweiflung. Persönlich finde ich TI3 da noch etwas besser, aber durch die deutlich geringere Spielzeit dürfte Exodus häufiger gespielt werden.
In den kommenden Wochen schaue ich mir auch die Erweiterung an, die soll das Spiel angeblich noch deutlich aufwerten. Ein entsprechender Bericht folgt dann auch.