Obwohl Paper Tales (Masato
Uesugi) erst vor kurzem in Deutschland erschienen ist, hat es doch bereits eine
lange Reise hinter sich. Bereits 2010 wurde das Spiel in Japan veröffentlicht,
im vergangenen Jahr erfolgte die Publikation bei Catch Up Games. Nun also sind
Frosted Games und Pegasus Spiele an der Reihe. Gegenüber seiner Originalversion
hat das Spiel in dieser Zeit einen komplett neuen Anstrich bekommen. Nur
spielerisch hat sich wenig geändert. Und das ist gut so.
Drafting
Paper Tales ist ein
Drafting-Spiel. Entsprechend verteilen wir zu Beginn jeder Runde zuerst einmal
an jeden Spieler ein paar Karten. Eine davon aussuchen, den Rest weitergeben
und zugleich ein paar neue Karten vom Nachbarn bekommen. Wurden auf diese Art
alle Karten verteilt, bestücken wir damit die eigene Auslage. Diese fasst zu
Beginn maximal vier Einheiten, die sich natürlich allesamt in Stärke,
besonderen Fähigkeiten und Kosten unterscheiden. Bereits hier muss also
abgewogen werden, wohin die weitere Reise geht.
Kampf
Sobald die Einheiten
ausliegen, kommt es zum Kampf. Das klingt allerdings martialischer als es ist.
Schlussendlich wird nur die Stärke der beiden vorderen Einheiten addiert und
mit der Stärke der benachbarten Spieler verglichen. Da für gewonnene Kämpfe
Siegpunkte locken, sind starke Einheiten also sehr begehrt. Zugleich sind
gerade starke Einheiten aber oft teuer und versprechen obendrein zumeist keine
weiteren Vorteile. Anders als etwa Handwerker, die Rohstoffe für den Gebäudebau
zur Verfügung stellen.
Gebäude
Fünf verschiedene Gebäude
stehen jedem Spieler zur Verfügung. Jedes davon bietet verschiedene
Fähigkeiten. Manche bringen schlicht Siegpunkte andere stärken die Militärmacht
oder produzieren Geld und Rohstoffe. Zugleich hat jedes Gebäude aber auch
bestimmte Voraussetzungen. Wer nicht über die passenden Produktionseinheiten
verfügt, der geht schnell leer aus. Und das ist schade, bieten aufgewertete
Gebäude doch sogar einen fünften Platz für eine Einheit und damit eine
deutliche Steigerung der Kampfkraft.
Altersschwäche
Dass alles ein Ende hat,
ist nicht neu. Und im Falle der Einheiten kommt das bei Paper Tales sogar recht
schnell. Denn alle Truppen altern und segnen üblicherweise nach 2 von 4 Runden
das zeitliche. Entsprechend sollte man sich frühzeitig um Ersatz kümmern, will
man nicht urplötzlich ohne Truppen dastehen. Und da Paper Tales tatsächlich
sehr flott gespielt ist, kann eine verlorene Runde bereits die Niederlage
besiegeln.
Fazit
In den Grundzügen ist
Paper Tales ein klassisches Drafting Spiel. Einige spannende Elemente heben es
dann aber eben doch von der Masse ab. Und hier ist vor allem die große
Variation an Karten zu nennen. Während die Regeln schnell verinnerlicht sind,
bieten die verschiedenen Einheiten auch nach vielen Partien neue Entdeckungen
und Kombinationen. Ob man den Schwerpunkt auf den Kampf setzt, einzelne
Einheiten forciert oder doch mit Gebäuden punktet, alles bietet Siegpotential.
Zugleich sorgt das Altern der Einheiten dafür, dass nur selten einzelne Spieler
uneinholbar davonziehen. Spielerisch sehr reizvoll, muss doch stets auch ein
Blick in die Zukunft geworfen werden. Auch die Gebäude sorgen für Spannung,
verkomplizieren das Spiel aber leider zugleich auch.
Obwohl den Gebäuden
durchaus eine wichtige Rolle zukommt, werden deren Funktionen während der
Partie doch immer wieder vergessen. Gerade während den ersten Partien müssen einzelne
Spieler häufig daran erinnert werden sich Siegpunkte zu nehmen oder rechnen ihre
militärische Stärke falsch aus. Das bremst den Spielfluss leider spürbar aus. Zugleich ist
das eine oder andere Bauwerke für den Sieg zumeist unverzichtbar, wer hier Pech
mit den Karten hat kann schnell ins Schlingern geraten. Glücklicherweise wurde
das allerdings insofern berücksichtigt, als dass eines der Gebäude nur Gold
kostet und damit eigentlich (fast) immer gebaut werden kann.
Nicht überzeugen konnte
mich allenfalls das Spiel zu zweit. Hier werden beim Draften mehr Karten
verteilt und immer eine zusätzliche aus dem Spiel entfernt. Dadurch werden
Spielzeit und Aufwand unnötig in die Länge gezogen. Ab drei Spielern bekommt
man allerdings ein enorm variables und kurzweiliges Spiel.
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