Mittwoch, 12. September 2018

Paper Tales


Obwohl Paper Tales (Masato Uesugi) erst vor kurzem in Deutschland erschienen ist, hat es doch bereits eine lange Reise hinter sich. Bereits 2010 wurde das Spiel in Japan veröffentlicht, im vergangenen Jahr erfolgte die Publikation bei Catch Up Games. Nun also sind Frosted Games und Pegasus Spiele an der Reihe. Gegenüber seiner Originalversion hat das Spiel in dieser Zeit einen komplett neuen Anstrich bekommen. Nur spielerisch hat sich wenig geändert. Und das ist gut so.









Drafting
Paper Tales ist ein Drafting-Spiel. Entsprechend verteilen wir zu Beginn jeder Runde zuerst einmal an jeden Spieler ein paar Karten. Eine davon aussuchen, den Rest weitergeben und zugleich ein paar neue Karten vom Nachbarn bekommen. Wurden auf diese Art alle Karten verteilt, bestücken wir damit die eigene Auslage. Diese fasst zu Beginn maximal vier Einheiten, die sich natürlich allesamt in Stärke, besonderen Fähigkeiten und Kosten unterscheiden. Bereits hier muss also abgewogen werden, wohin die weitere Reise geht.


Kampf
Sobald die Einheiten ausliegen, kommt es zum Kampf. Das klingt allerdings martialischer als es ist. Schlussendlich wird nur die Stärke der beiden vorderen Einheiten addiert und mit der Stärke der benachbarten Spieler verglichen. Da für gewonnene Kämpfe Siegpunkte locken, sind starke Einheiten also sehr begehrt. Zugleich sind gerade starke Einheiten aber oft teuer und versprechen obendrein zumeist keine weiteren Vorteile. Anders als etwa Handwerker, die Rohstoffe für den Gebäudebau zur Verfügung stellen.

Gebäude
Fünf verschiedene Gebäude stehen jedem Spieler zur Verfügung. Jedes davon bietet verschiedene Fähigkeiten. Manche bringen schlicht Siegpunkte andere stärken die Militärmacht oder produzieren Geld und Rohstoffe. Zugleich hat jedes Gebäude aber auch bestimmte Voraussetzungen. Wer nicht über die passenden Produktionseinheiten verfügt, der geht schnell leer aus. Und das ist schade, bieten aufgewertete Gebäude doch sogar einen fünften Platz für eine Einheit und damit eine deutliche Steigerung der Kampfkraft.



Altersschwäche
Dass alles ein Ende hat, ist nicht neu. Und im Falle der Einheiten kommt das bei Paper Tales sogar recht schnell. Denn alle Truppen altern und segnen üblicherweise nach 2 von 4 Runden das zeitliche. Entsprechend sollte man sich frühzeitig um Ersatz kümmern, will man nicht urplötzlich ohne Truppen dastehen. Und da Paper Tales tatsächlich sehr flott gespielt ist, kann eine verlorene Runde bereits die Niederlage besiegeln.

Fazit
In den Grundzügen ist Paper Tales ein klassisches Drafting Spiel. Einige spannende Elemente heben es dann aber eben doch von der Masse ab. Und hier ist vor allem die große Variation an Karten zu nennen. Während die Regeln schnell verinnerlicht sind, bieten die verschiedenen Einheiten auch nach vielen Partien neue Entdeckungen und Kombinationen. Ob man den Schwerpunkt auf den Kampf setzt, einzelne Einheiten forciert oder doch mit Gebäuden punktet, alles bietet Siegpotential. Zugleich sorgt das Altern der Einheiten dafür, dass nur selten einzelne Spieler uneinholbar davonziehen. Spielerisch sehr reizvoll, muss doch stets auch ein Blick in die Zukunft geworfen werden. Auch die Gebäude sorgen für Spannung, verkomplizieren das Spiel aber leider zugleich auch.

Obwohl den Gebäuden durchaus eine wichtige Rolle zukommt, werden deren Funktionen während der Partie doch immer wieder vergessen. Gerade während den ersten Partien müssen einzelne Spieler häufig daran erinnert werden sich Siegpunkte zu nehmen oder rechnen ihre militärische Stärke falsch aus. Das bremst den Spielfluss leider spürbar aus. Zugleich ist das eine oder andere Bauwerke für den Sieg zumeist unverzichtbar, wer hier Pech mit den Karten hat kann schnell ins Schlingern geraten. Glücklicherweise wurde das allerdings insofern berücksichtigt, als dass eines der Gebäude nur Gold kostet und damit eigentlich (fast) immer gebaut werden kann.

Nicht überzeugen konnte mich allenfalls das Spiel zu zweit. Hier werden beim Draften mehr Karten verteilt und immer eine zusätzliche aus dem Spiel entfernt. Dadurch werden Spielzeit und Aufwand unnötig in die Länge gezogen. Ab drei Spielern bekommt man allerdings ein enorm variables und kurzweiliges Spiel.


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