Freitag, 5. April 2013

Augustus

“It’s a Bingo…”


Julius Cäsar ist tot. Nach einem langen und kräftezehrenden Kampf gegen ein Dorf voller unbeugsamer, gallischer Rebellen, schied der Anführer des Römischen Reiches im Jahr 44 vor Christus dahin. Sein Nachfolger, Augustus, wurde erster Imperator des Römischen Reiches und unterteilte ebenjenes in mehrere Provinzen. Wir sind als Repräsentanten des neuen Herrschers auserwählt, das Funktionieren jener Provinzen zu sichern. Dies bewerkstelligen wir, indem wir uns die treue einflussreicher Senatoren und die Kontrolle wichtiger Provinzen sichern. Wer seine Aufgabe am besten meistert wird Konsul und damit oberster Berater von AUGUSTUS (Paolo Mori / Hurrican).





Um diese Ziel zu erreichen, versuchen 2 bis 6 Spieler, unter Zuhilfenahme ihrer Legionen, Zielkarten (Senatoren und Kolonien) zu erfüllen. Dazu werden die Legionen mittels zufällig gezogener Mobilisierungsmarkern auf Feldern der Zielkarten platziert. Füllt man eine solche Karte vollständig, erhält man Punkte und (meistens) spezielle Boni. Erfüllt ein Spieler seine siebte Zielkarte wird derjenige mit den meisten Punkten Sieger und damit neuer Konsul Roms.



Mobilmachung
Jeder Spieler startet mit 7 Legionären (rote Meeples) und 3 Zielkarten. Diese Zielkarten zeigen Anzahl (bis zu 6) und Art (6 verschiedene) der Mobilisierungsmarken die zur Eroberung nötig sind. Die entsprechenden Marker (derer 23) werden Einer nach dem Anderen zufällig gezogen. Zu beachten ist dabei die unterschiedliche Verteilung. Liegen vom Doppelschwert etwa 6 Stück im Beutel, kommt der Dolch nur ein einziges Mal vor. Zusätzlich sind 2 Joker enthalten. Wird ein Marker gezogen der zu einer der Vorgaben auf der Zielkarte passt, platziert man auf einem passenden Feld einen Legionär. Ist die Zielkarte vollständig erfüllt, legt man sie in die eigene Auslage und streicht die Belohnungen ein.



Eroberung
Soweit die Regeln, die verdächtig nach einem bekannten Spiel mit gezogenen Zahlen klingen, das gängigen Vorurteilen nach vor allem von Ruheständlern gespielt wird. Kommen wir also nun zum spaßigen Teil: den Belohnungen in Form von Sonderfähigkeiten. Denn die meisten erfüllten Auftragskarten belohnen den Spieler mit sofortigen oder andauernden Effekten. Als Beispiel sei hier das zusätzliche platzieren von Legionären oder das vollständige Umplatzieren eben Jener genannt. Von den anhaltenden Effekten seien etwa die flexiblere Verwendung von Mobilisierungsmarkern oder zusätzliche Legionäre erwähnt. Selbst Fähigkeiten zum Leidwesen der Mitspieler, etwa das Vernichten bereits erfüllter Zielkarten, sind vorhanden. All diese Fähigkeiten harmonieren sehr gut untereinander und steigern den Spielspaß ungemein.

Konsul
Um das Spiel zu gewinnen sollte man am Ende mehr Punkte haben als seine Mitspieler. Der einfachste Weg dies zu erreichen stellt das erfüllen von Karten dar, die Punkte bringen. Diese können fix sein, aber auch in Abhängigkeit der eigenen Auslage variieren. Als Alternative gilt es, zusätzliche Bonusziele anzustreben. Diese reichen vom erobern dreier Kolonien der gleichen Farbe bis zur Produktion des meisten Goldes. Weitere Punkte kann man für die Menge bereits eroberte Provinzen bzw. Senatoren beanspruchen. Unglücklicherweise existiert jedes dieser Bonusplättchen nur ein einziges Mal. Benötigt man für deren Erwerb also zu lange, wird einem die gewünschte Karte nicht selten direkt vor der Nase weggeschnappt.


 

Fazit
AUGUSTUS stellt für mich die bislang größte Überraschung des noch jungen Jahres dar. Das erste was mir nach dem Lesen der Regeln durch den Kopf ging war: “Oh, Bingo mit bunten Bildern und einem Thema. Könnte etwas für den (nicht existenten) Spieleabend mit meiner Oma sein.” Es dauere gefühlt eine halbe Partie bis diese Einstellung revidiert werden musste:”OK es ist Bingo. Allerdings mit Entscheidungen. Und einem netten Thema. Und vor allem macht es richtig viel Spaß.” Dabei sollte an dieser Stelle klargestellt werden, dass Augustus einen relativ hohen Glücksanteil enthält und teilweise nur begrenzte Kontrolle über den Spielablauf erlaubt. Zwei Dinge die mir als bekennendem „Eurogamer“ schon so manches Spiel verleitet haben. Nicht so hier. Die gebotenen Entscheidungen und der Glücksanteil fühlen sich perfekt ausgewogen an. Es gibt durchaus Partien die, ohne eigenes Verschulden, in einem Desaster enden. Bei Augustus scheint dies allerdings niemanden (mich eingeschlossen) zu stören. Eine Runde Spiel sich so schnell (30 min, zu Zweit auch deutlich weniger), dass man in einem solchen Fall schlicht die nächste Runde startet. Auch während des Spiels ist Leerlauf ein Fremdwort. Ständig hofft man auf passenden Marker, fiebert mit und plant bereits die nächste Zielkarte. Selten hatte ich mit einem eigentlich recht simplen Spiel so viel Spaß wie hier. Kurz und knapp: AUGUSTUS gehört für mich bislang zu den ganz großen Highlights des Jahres.
 

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