Freitag, 12. April 2013

Yggdrasil


Götter gegen Riesen

Spätestens seit dem doch recht erfolgreichen Kinofilm „Thor“ ist vielen die nordische Mythologie wieder ein Begriff. Namen wie Heimdall, Loki oder Mjolnir kommen dem aufmerksamen Filmegucker inzwischen ohne jeden Stotterer über die Lippen. Was ein echter Nerd sein will, kannte all dies natürlich schon Jahre vor der Verwurstung durch Hollywood. Und um dies zu Beweisen hier noch einige Begriffe die im Film garantiert (hoffentlich) nicht vorkommen: Jormungand, Fenrir, Frigg und YGGDRASIL.

Eben jenes YGGDRASIL ist dabei der Name des Weltenbaumes, der in der nordischen Mythologie den gesamten Kosmos verkörpert. Andererseits, und fast ebenso wichtig, steht der Name für ein von Cedric Lefebvre und Fabrice Rabellino designtes und von Ludonaute / Z-Man Games herausgegebenes, kooperatives Brettspiel. In diesem schlüpfen 1 bis 6 Spieler in die Rollen nordischer Götter und kämpfen gemeinsam gegen eine Übermacht an Feinden.


Die Regeln des Krieges
Wie bei allen kooperativen Spielen verfolgen auch hier alle Spieler ein gemeinsames Ziel: in diesem Fall nicht weniger als die Bewahrung des Gleichgewichtes im Universum. Ebenjenes wird durch ein halbes Dutzend Feinde bedroht, denen wir uns wacker entgegenstellen. Der Angriff der Feinde erfolgt dabei stielecht durch das Ziehen einer Feindkarte zu Rundenbeginn eines jeden Spielers. Neben dem Voranschreiten auf der Feindesleiste verursacht jeder Gegner dabei zusätzliches Ungemach (etwa den Verlust von Aktionen). Um den ständigen Angriffen zu begegnen, stehen den wackeren Verteidigern nach dem ziehen der Feindkarte 3 Aktionen zur Verfügung für die sie sich, aus den 9 zur Verfügung stehenden, entscheiden müssen. Unter diesen befindet sich etwa der Kampf gegen die Feinde oder von diesen beschworenen Frostriesen. Auch das Ausrüsten mit Waffen oder Unterstützungstruppen (Elfen oder verstorbene Wikingern) ist möglich, um die eigenen Chancen im Kampf zu verbessern. Dieses Vorgehen wird schlicht so lange wiederholt, bis der Stapel der Feindkarten zu Rundenbeginn aufgebraucht ist (Spielsieg), oder die Feinde zu nahe an die Heimstatt der Götter gerückt sind (Niederlage).




Der Feind rüstet auf
Gerade bei kooperativen Spielen stellt der Schwierigkeitsgrad (und dessen Variation) einen Punkt dar, der maßgeblich den Spielspaß bestimmt. Ist man unterfordert verliert das Spiel schnell an Reiz, sieht man auch nach mehreren Runden noch kein Land kann die Lust auf weitere Runden ebenfalls schnell verloren gehen. Gerade hier bewährt sich Yggdrasil. Der Schwierigkeitsgrad kann sehr leicht über die Feindkarten geregelt werden. Nimmt man nur die 42 Basiskarten (1 Feind bewegt sich 1 Feld pro Karte) sollten auch unerfahrene Spieler nach den ersten Versuchen bereits Erfolge verzeichnen können. Als erfahrener Spieler mischt man einfach die beliegenden Sonderkarten (Doppelbewegungen für einen Feind oder gleichzeitige Bewegungen für mehrere Feinde) in den Feindstapel. Hier findet also jeder eine passende Herausforderung. Ein weiterer Faktor der sowohl Schwierigkeitsgrad als auch Wiederspielwert beeinflussen kann, sind die Sonderfähigkeiten der einzelnen Götter. Diese reichen von Boni im Kampf bis hin zu einer zusätzlichen Aktion. Auch wenn diese Fähigkeiten größtenteils gleichwertig wirken, gibt es doch einzelne Götter, die im Vergleich eher schwach ausfallen. Nichtsdestotrotz erhöhen die vielen verschiedenen Götterfähigkeiten den Wiederspielwert noch einmal enorm.


Fazit:
Yggdrasil befindet sich seit nunmehr rund 2 Jahren in meiner Sammlung. 2 Jahre sind eine Zeit, in der selbst einige absolute Top-Titel an Spielreiz verlieren und kaum noch auf dem Tisch landen. Nicht so Yggdrasil. Dieses Spiel konnte mich von den ersten Partien an überzeugen und wird noch heute in steter Regelmäßigkeit aus dem Regal gefischt. Um ganz ehrlich zu sein, kann ich selbst kaum erklären warum dem so ist. Ja, jeder Gott spielt sich etwas anders, was den Wiederspielwert merklich erhöht (insbesondere mit der jüngsten Erweiterung die weitere Götter liefert). Ja, der Schwierigkeitsgrad lässt sich sehr fein einstellen und die Grafik ist hübsch und auffordernd. Aber all das sind Merkmale die andere Spiele ebenso (oder besser) aufweisen. Im Prinzip läuft Yggdrasil immer nach ähnlichem Muster ab (Waffen besorgen, Unterstützungstruppen sammeln, Feinde verhauen). Trotzdem: Auch wenn die Partien recht ähnlich laufen hatte ich bisher bei jeder (der vielen Dutzend) enorm viel Spaß. Yggdrasil fesselt ohne die Spieler zu ständiger Konzentration zu zwingen. Übertriebenes Durchplanen der Aktionen ist nicht nötig um eine Chance zu haben, gleichzeitig ist man ständig (auch in den Zügen der Mitspieler) vom Geschehen auf dem Brett gefesselt. Kurzum: wer sich mit kooperativen Spielen im Allgemeinen und dem Thema im Speziellen anfreunden kann, sollte unbedingt einen Blick auf Yggdrasil werfen. Ich zumindest, habe die Investition bislang noch keine Sekunde bereut.

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