Götter gegen Riesen
Spätestens seit dem doch recht erfolgreichen Kinofilm „Thor“ ist vielen die nordische Mythologie wieder ein Begriff. Namen wie Heimdall, Loki oder Mjolnir kommen dem aufmerksamen Filmegucker inzwischen ohne jeden Stotterer über die Lippen. Was ein echter Nerd sein will, kannte all dies natürlich schon Jahre vor der Verwurstung durch Hollywood. Und um dies zu Beweisen hier noch einige Begriffe die im Film garantiert (hoffentlich) nicht vorkommen: Jormungand, Fenrir, Frigg und YGGDRASIL.
Eben jenes YGGDRASIL ist dabei der Name des Weltenbaumes, der in der
nordischen Mythologie den gesamten Kosmos verkörpert. Andererseits, und fast
ebenso wichtig, steht der Name für ein von Cedric Lefebvre und Fabrice
Rabellino designtes und von Ludonaute / Z-Man Games herausgegebenes,
kooperatives Brettspiel. In diesem schlüpfen 1 bis 6 Spieler in die Rollen
nordischer Götter und kämpfen gemeinsam gegen eine Übermacht an Feinden.
Die Regeln des Krieges
Wie bei allen kooperativen Spielen verfolgen auch hier alle Spieler ein
gemeinsames Ziel: in diesem Fall nicht weniger als die Bewahrung des
Gleichgewichtes im Universum. Ebenjenes wird durch ein halbes Dutzend Feinde
bedroht, denen wir uns wacker entgegenstellen. Der Angriff der Feinde erfolgt
dabei stielecht durch das Ziehen einer Feindkarte zu Rundenbeginn eines jeden
Spielers. Neben dem Voranschreiten auf der Feindesleiste verursacht jeder
Gegner dabei zusätzliches Ungemach (etwa den Verlust von Aktionen). Um den
ständigen Angriffen zu begegnen, stehen den wackeren Verteidigern nach dem
ziehen der Feindkarte 3 Aktionen zur Verfügung für die sie sich, aus den 9 zur
Verfügung stehenden, entscheiden müssen. Unter diesen befindet sich etwa der
Kampf gegen die Feinde oder von diesen beschworenen Frostriesen. Auch das
Ausrüsten mit Waffen oder Unterstützungstruppen (Elfen oder verstorbene
Wikingern) ist möglich, um die eigenen Chancen im Kampf zu verbessern. Dieses
Vorgehen wird schlicht so lange wiederholt, bis der Stapel der Feindkarten zu
Rundenbeginn aufgebraucht ist (Spielsieg), oder die Feinde zu nahe an die
Heimstatt der Götter gerückt sind (Niederlage).
Der Feind rüstet auf
Gerade bei kooperativen Spielen stellt der Schwierigkeitsgrad (und
dessen Variation) einen Punkt dar, der maßgeblich den Spielspaß bestimmt. Ist
man unterfordert verliert das Spiel schnell an Reiz, sieht man auch nach
mehreren Runden noch kein Land kann die Lust auf weitere Runden ebenfalls
schnell verloren gehen. Gerade hier bewährt sich Yggdrasil. Der
Schwierigkeitsgrad kann sehr leicht über die Feindkarten geregelt werden. Nimmt
man nur die 42 Basiskarten (1 Feind bewegt sich 1 Feld pro Karte) sollten auch
unerfahrene Spieler nach den ersten Versuchen bereits Erfolge verzeichnen
können. Als erfahrener Spieler mischt man einfach die beliegenden Sonderkarten
(Doppelbewegungen für einen Feind oder gleichzeitige Bewegungen für mehrere
Feinde) in den Feindstapel. Hier findet also jeder eine passende
Herausforderung. Ein weiterer Faktor der sowohl Schwierigkeitsgrad als auch
Wiederspielwert beeinflussen kann, sind die Sonderfähigkeiten der einzelnen
Götter. Diese reichen von Boni im Kampf bis hin zu einer zusätzlichen Aktion.
Auch wenn diese Fähigkeiten größtenteils gleichwertig wirken, gibt es doch
einzelne Götter, die im Vergleich eher schwach ausfallen. Nichtsdestotrotz
erhöhen die vielen verschiedenen Götterfähigkeiten den Wiederspielwert noch
einmal enorm.
Fazit:
Yggdrasil befindet sich seit nunmehr rund 2 Jahren in meiner Sammlung.
2 Jahre sind eine Zeit, in der selbst einige absolute Top-Titel an Spielreiz
verlieren und kaum noch auf dem Tisch landen. Nicht so Yggdrasil. Dieses Spiel
konnte mich von den ersten Partien an überzeugen und wird noch heute in steter
Regelmäßigkeit aus dem Regal gefischt. Um ganz ehrlich zu sein, kann ich selbst
kaum erklären warum dem so ist. Ja, jeder Gott spielt sich etwas anders, was
den Wiederspielwert merklich erhöht (insbesondere mit der jüngsten Erweiterung
die weitere Götter liefert). Ja, der Schwierigkeitsgrad lässt sich sehr fein
einstellen und die Grafik ist hübsch und auffordernd. Aber all das sind
Merkmale die andere Spiele ebenso (oder besser) aufweisen. Im Prinzip läuft
Yggdrasil immer nach ähnlichem Muster ab (Waffen besorgen,
Unterstützungstruppen sammeln, Feinde verhauen). Trotzdem: Auch wenn die
Partien recht ähnlich laufen hatte ich bisher bei jeder (der vielen Dutzend)
enorm viel Spaß. Yggdrasil fesselt ohne die Spieler zu ständiger Konzentration
zu zwingen. Übertriebenes Durchplanen der Aktionen ist nicht nötig um eine Chance zu haben,
gleichzeitig ist man ständig (auch in den Zügen der Mitspieler) vom
Geschehen auf dem Brett gefesselt. Kurzum: wer sich mit kooperativen Spielen im
Allgemeinen und dem Thema im Speziellen anfreunden kann, sollte unbedingt einen
Blick auf Yggdrasil werfen. Ich zumindest, habe die Investition bislang noch
keine Sekunde bereut.
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