Was ein echter Dschinn
aus Film und Fernsehen ist muss nur mit der Nase wackeln oder dem Kopf nicken
um wahre Wunder geschehen zu lassen. So werden binnen eines Augenblicks ganze
Gebäude errichtet, Reichtümer entstehen oder der Wünschende findet sich auf
einer tropischen Insel wieder. Dass dies mit der Realität wenig zu tun hat,
dürfte den meisten von uns klar sein. In Wirklichkeit, wollen nämlich auch
Dschinnen für ihre Dienste bezahlt werden und ihre Kräfte sind bei weitem nicht
so allumfassend, wie sie uns immer vorzugaukeln versuchen.
In Sultaniya (Charles
Chevallier / Asmodee) errichten wir mit
ebenjenen mystischen Helfern einen Tempel. Die meiste Zeit sind wir dabei aber
auf uns gestellt, müssen Tempelplättchen wählen und in unseren Tempel in spe
einbauen. Wofür wir dabei am Ende Punkte erringen variiert von Spiel zu Spiel.
Von
handwerklicher Arbeit…
Was wir zu Spielbeginn
vorgesetzt bekommen erinnert dabei noch wenig an jene Prachtbauten aus 1001
Nacht. Vielmehr starten wir, nachdem wir uns für einen Charakter (von Alibaba
bis Sindbad) entschieden haben, mit einem mickrigen Gebäude aus gerade einmal 3
Elementen. Dieses auszubauen ist nun unser Auftrag. Dazu wählen wir,
sobald wir am Zug sind, ein passendes Plättchen aus der Auslage. Passen muss
dabei einerseits die Gebäudeebene deren es 4 verschiedene (vom Sockel bis zum
Dach) gibt. Darüber hinaus muss auf die Umgebung geachtet werden um nicht am
Ende mit halben Säulen oder freischwebenden Mauerelementen dazu stehen. Die
Auswahl wird dadurch häufig eingeschränkt, vieles will einfach nicht so richtig
passen. Obendrein hat natürlich jeder seine eigenen Vorstellungen wie so ein
Tempel auszusehen hat. Für uns bedeutet das, dass jeder Charakter auf
verschiedene Elemente (vom Fenster über Pflanzen bis hin zu Wachen) wert legt
und diese mit Punkten belohnt.
…
und mystischen Helfern
Wer am Zug ist und sich partout
nicht für ein Teil entscheiden will, der kann einen Dschinn zu Hilfe rufen.
Diese werden mit Saphiren bezahlt die sich entweder auf verbauten Plättchen
finden lassen oder beim Passen ausgezahlt werden. 4 dieser knallbunten Helfer
stehen uns mit ganz unterschiedlichen Kräften zur Verfügung. So kann etwa die
Auswahl der Legeplättchen verändert oder ein bereits gebautes Plättchen
verschoben werden. Alternativ dürfen wir in einer Runde 2-mal bauen oder uns
ein beliebiges Plättchen aus dem Stapel suchen.
Errichtet ein Spieler das
fünfte Dachplättchen endet das Spiel und die Punkte werden ermittelt. Neben den
charakterabhängigen Punkten für verschiedene Tempel-Elemente gibt es
nun noch Boni für 2 zu Spielbeginn zufällig verteilte und geheime Ziele und
schon steht fest, wer der beeindruckteste Baumeister ist.
Fazit
Sultaniya zu beurteilen
fällt mir nicht leicht, scheinen sich hier doch die Wiedersprüche zu häufen. Einerseits
weiß das Spiel phasenweise richtig zu packen. Andererseits stören in fast jeder
Partie kleinere Probleme und Unsauberkeiten.
Das beginnt schon beim
Material. Was in der Box daher kommt ist wirklich beeindruckend und grafisch
wie haptisch auf höchstem Niveau. Dabei sind die Plättchen aber teilweise so
überfrachtet, dass selbst erfahrenen Spieler Probleme beim korrekten Platzieren
haben. Auch die Dschinnen in der Box sind zwar sehr gelungen, die Figuren sind
aber nur für ein einziges Zielplättchen von Bedeutung. Ist dieses nicht im
Spiel, kann man die Figuren getrost in der Schachtel lassen. Obendrein muss (sollte das entsprechende Ziel im Spiel sein) ständig kontrolliert werden welcher Dschinn für welchen Effekt steht, was den Spielfluss deutlich hemmt. Hier drängt sich
das Gefühl auf, dass das Material nur des Materials wegen in der Schachtel ist.
Ähnlich läuft es dann
auch im Spiel selbst. Die Grundregeln könnten simpler kaum sein. Fast in jedem
Zug nimmt man ein Plättchen, baut dieses an und fertig. Das ist eingängig und
leicht verständlich, einem schnellen Start steht nichts im Wege. Dabei gibt es
aber eine solche Masse an Elementen auf den Plättchen, dass man ständig am
herum probieren, am drehen, durchrechnen und zurücklegen ist. Kleine Türme,
große Türme, runde Türme, spitze Türme, Wachen, Fenster, Pflanzen und Rubine…
alles kann Punkte bringen wenn man den richtigen Charakter hat. Ansonsten ist
es nur Deko. Wie übrigens auch die Kamele, die zwar auf einigen Plättchen
präsenter sind als die relevanten Spielelemente, dabei aber keinerlei Bedeutung
haben.
Problematisch gestaltet sich darüber hinaus auch die Punktevergabe. Während die Charaktere nicht gänzlich ausgeglichen wirken, ist dies bei den Zusatzzielen sogar recht deutlich der Fall. Einige bringen mit Mühe mickrige 3 Punkte, Andere ohne viel Aufwand 6 oder sogar 8. Hier werden schlicht Punkte verschenkt.
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