Es gibt einige Themen
für Spiele, die es auf dem deutschen Markt fast zwangsläufig schwer haben. An
erster Stelle dürfte dabei ganz klar der Zweite Weltkrieg stehen. Spiele wie
Memoir ´44 oder D-Day Dice sind zwar in Amerika und Europa sehr erfolgreich,
eine deutsche Version wird aber wohl niemals existieren. Umso erfreulicher,
wenn sich ein Verlag traut, ein solches Thema doch auch einmal in die Sprache
von Schiller und Goethe zu übersetzen. Mit The Manhattan Project (Brandon
Tibbetts) hat sich Asmodee dabei ein äußerst interessantes Werk für Vielspieler
ausgesucht.
Während des Zweiten
Weltkrieges forschen wir als Vertreter unserer Nation an Nuklearwaffen. Mittels
Ingenieuren und Wissenschaftlern reichern wir radioaktive Elemente an um mit
diesen als erster einsatzfähige Bomben zu erschaffen. Spionage und Luftschläge
helfen uns dabei, die Mitspieler auf Distanz zu halten.
Der
Blindgänger
Die Grundlagen von
Manhattan Project kennt man aus gängigen Arbeiter-Einsetz-Spielen. Ist man an
der Reihe kann man einen Arbeiter auf dem zentralen Plan platzieren und die
dortige Aktion ausführen. Im Anschluss werden beliebig viele Arbeiter auf dem
eigenen (und zu Beginn leeren) Spielplan platziert. Der zentrale Plan bietet
dabei etwa weitere Arbeiter für spätere Runden, Rohstoffe (Geld, Yellowcake,
Uran, Plutonium), Blaupausen für Bomben oder Spionage. Alternativ kann ein
Gebäude erworben und auf dem eigenen Plan abgelegt werden. Diese entsprechen
fast durchweg besseren Varianten der Aktionen auf dem Spielplan. Im Anschluss
können beliebig viele Bomben gebaut werden, sofern man über die entsprechenden
Blaupausen sowie das radioaktive Material und die Arbeiter verfügt. Erreicht
man damit eine spielerzahlabhängige Menge an Siegpunkten ist das Wettrennen um
die erste funktionsfähige Bombe entschieden.
Die
Bombe
Die bisher beschriebenen
Elemente unterscheiden sich nicht wesentlich von gängigen Spielen dieser Art und
bieten diesbezüglich auch tatsächlich klassische Kost. 2 Dinge heben The
Manhattan Project allerdings von vergleichbaren Werken ab.
Zum einen ist dies der
Setz-Mechanismus. Eingesetzte Arbeiter verbleiben so lange auf dem Plan, bis
der Spieler sich entscheidet, sein gesamtes Personal abzuräumen. Jede Runde
muss er sich dafür zwischen Einsetzen und Abräumen entscheiden. Dadurch ist es
einerseits möglich abwechselnd alle Arbeiter (auf dem eigenen Tableau)
einzusetzen und im Folgezug wieder abzuräumen. Alternativ kann man seine
Arbeiter auch sehr spärlich einsetzen um wichtige Felder lange zu blockieren.
Das zweite besondere
Element ist die direkte Interaktion. Diese beschränkt sich bei The Manhattan
Project nämlich nicht auf das simple Wegschnappen von Aktionsfeldern. Vielmehr
kann man die persönlichen Gebäude der Mitspieler mittels Spionage selbst nutzen
oder gleich mit der Hilfe von Bombern zerstören. Solange das Gebäude nicht
repariert wird, ist es damit unbrauchbar.
Das
Thema
Auf eine Diskussion über
das Thema von Manhattan Project werde ich an dieser Stelle bewusst verzichten,
hier sollte jeder selbst entscheiden inwiefern er sich davon beeinflussen
lässt. Es sei nur so viel gesagt: Die grafische Darstellung ist weitestgehend
in einer Art Comic-Stil gehalten und verzichtet auf reißerische Zeichnungen. Trotzdem
ist das Thema omnipräsent und kann schwerlich zur Gänze ignoriert werden.
Fazit
Spielerisch hebt sich
The Manhattan Project angenehm von anderen Vertretern seines Genres ab.
Aufgrund der bekannten Elemente finden sich erfahrene Spieler schnell zurecht, während
die Möglichkeit eines direkten Angriffs anhaltend für Spannung sorgt. Ob man
aggressive Interaktion in einem solchen Spiel mag sollte jeder für sich
entscheiden. Ich empfand es auf jeden Fall als angenehme Abwechslung. Gleichzeitig
stellt diese direkte Interaktion aber auch einen Schwachpunkt des Spiels dar.
Im Spiel zu dritt werden Bomberangriffe so gut wie gar nicht genutzt, da der
unbeteiligte Spieler am stärksten davon profitieren würde. Im Spiel zu zweit
können die Angriffe dagegen im Extremfall so stark ausfallen, dass ein Spieler bereits
nach kürzester Zeit chancenlos ist. Solch extreme Partien sind zwar die
Ausnahme, kamen bei mir aber durchaus vor.
Trotz der Schwächen im
Spiel zu zweit bietet The Manhattan Project aber genug neue Ideen und fesselnde
Entscheidungen um für viele Partien Spaß zu liefern. Und sollte man irgendwann
alles gesehen haben, sind in der Packung gleich noch diverse Erweiterungen
enthalten mit denen wir verschiedene Nationen anführen, berühmte
Wissenschaftler anheuern oder Raketen mit unseren Sprengköpfen bestücken.
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