Dienstag, 9. Mai 2017

Magic Maze



Das Leben als Held ist nicht leicht. Da kratzt man sich mühsam einige Heller zusammen, prellt seine Auftragsgeber um ein paar zusätzliche Goldstücke und räumt das eine oder andere Verlies aus. Und kaum freut man sich auf eine kleine Auszeit, kommen ein paar Möchtegernhelden vorbei und klauen uns die Ausrüstung und all unsere Barschaft. Was also tun? Nun, ganz einfach. Wir marschieren ins örtliche Kaufhaus und „besorgen“ uns neue Ausrüstung.

Ganz einfach? Naja, nicht unbedingt. Denn in Magic Maze (Kasper Lapp / Sit Down!) arbeiten wir zwar zusammen, Zeitdruck und eingeschränkte Möglichkeiten machen das Leben aber nicht unbedingt einfacher.



Kooperative Stille
Anders als in den meisten Spielen müssen sich die Spieler bei Magic Maze vorher nicht einigen, wer denn nun den stinkenden und grölenden Zwerg spielen darf. Denn die insgesamt vier Spielfiguren (neben dem bärtigen Axtschwinger auch noch ein Barbar, ein Elf und ein Magier) werden von allen Spielern gemeinsam gesteuert. Und zu Beginn des Spiels bedeutet das, dass alle vier Figuren in einem kleinen Teil des Einkaufszentrums stehen und auf den Start des Beutezuges warten. Also kurz die Sanduhr umdrehen und los geht es. Alle Spieler dürfen nun gleichzeitig die Figuren über den Plan scheuchen, wobei zuvor verteilte Plättchen angeben, welche Bewegung genau ausgeführt werden darf. So darf etwa ein Spieler alle Figuren nur nach links bewegen, ein anderer nach oben oder er darf die Rolltreppe benutzen. Und als wäre all das noch nicht verwirrend genug, dürfen wir uns dabei noch nicht einmal unterhalten.  


Stehlen und Fliehen
Was genau suchen wir denn aber eigentlich? Nun, das variiert. Während der Zwerg unbedingt eine große neue Axt will, jagt der Elf einem schicken Bogen hinterher. Im Endeffekt bedeutet das aber stets, dass jede Figur auf ein bestimmtes Zielfeld bewegt werden muss. Allerdings erst, wenn dieses auch gefunden wurde. Denn ebenfalls nur ein Spieler ist in der Lage, neue Bereiche des Einkaufszentrums zu erkunden, sofern eine der Figuren an der passenden Tür steht. Also erst mal alles erkunden, dann die Figuren zum Ziel bewegen und den Diebstahl durchführen. Jetzt noch schnell zurück zum Ausgang und schon ist es geschafft. Naja, fast. Denn da eine Sanduhr für das ganze Unterfangen kaum ausreichen dürfte, gibt es unterwegs Felder, mit denen wir diese wieder drehen dürfen. Doof nur, wenn wir uns nicht in die benötigte Richtung bewegen dürfen und der zuständige Mitspieler mal wieder pennt. Zwar dürfen wir ihm dann einen großen roten Pöppel vor die Nase knallen, ob er nun aber schneller von Begriff ist, bleibt fraglich.

Szenarien
Obwohl schon mit den bisherigen Regeln für ausreichend Chaos gesorgt ist, stellen sie doch gerade einmal das Grundgerüst von Magic Maze dar. Denn das Spiel ist in Form von Szenarien aufgebaut, die nach und nach weitere Elemente integrieren. So kann der Zwerg irgendwann durch kleine Türen huschen, der Barbar muss Überwachungskameras ausschalten und die Bewegungsplättchen werden im Laufe einer Partie weitergegeben. Doch selbst wenn alle Elemente gemeistert wurden, bleibt noch einiges zu tun. Denn nun folgen Szenarien, die mit verschiedenen Sonderregeln aufwarten. So verschwinden die Raumkarten wieder oder ein Spieler ist nur darauf beschränkt, mit dem roten Pöppel andere Spieler anzuschubsen. Wer hier alle Szenarien meistert, der hat sich seine Ausrüstung wahrlich verdient.


Fazit
Vielleicht habt ihr es zwischen den Zeilen schon herausgelesen: Magic Maze ist ein besonderes Spiel. Kaum beginnt eine Runde, schon stehen alle Spieler unter Hochspannung, grübeln und gestikulieren wild herum. Trotz des Redeverbotes kommt hier einfach Stimmung auf und von Stille am Tisch kann eigentlich keine Rede sein. Insbesondere wenn die Spieler etwas Erfahrung haben und an mehreren Ecken zugleich agieren, ist das Spielgefühl unglaublich intensiv. Indem die Regeln erst nach und nach ins Spiel kommen, gestaltet sich der Einstieg obendrein verhältnismäßig einfach, auch wenn das Spielprinzip natürlich nicht jedem Spieler liegt. Zudem bietet Magic Maze auch sehr erfahrenen Spielern eine Herausforderung, gerade die späteren Szenarien sind extrem knackig.

Dass Magic Maze für mich ein absolut gelungenes Spiel ist, dürfte damit klar sein. Die kleineren Schwächen will ich aber dennoch nicht unerwähnt lassen. Und dazu gehört, dass Magic Maze nicht mit jeder Spielerzahl gleich gut funktioniert. Die Solo-Variante klammere ich hier mal aus, aber auch mit steigender Teilnehmerzahl wird es schwierig. Einerseits kommt bei Vollbesetzung schlicht nicht jeder an das Material, andererseits haben nun mehrere Spieler die gleichen Bewegungsmöglichkeiten. Das führt manchmal dazu, dass ein Spieler zum Zuschauer wird, weil er schlicht etwas langsamer ist. Und zum Stichwort schwächere Spieler: Auch das kann bei Magic Maze zum Problem werden, da ein einzelner unaufmerksamer Spieler ausreichen kann, um das Spiel nicht gewinnen zu können.

Ich spiele Magic Maze dementsprechend am liebsten mit vier bis sechs Spielern. Und in dieser Besetzung gehört das Spiel für mich zu den Highlights der vergangenen Monate.


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