Ihr kennt das Problem doch
sicher alle. Da hat man ein, zwei (oder acht) neue Spiele, freut sich schon
aufs Auspacken und das Lesen der Regeln und dann… findet man keinen Platz mehr
im Schrank. Unterm Bett haben es sich Anachrony und Kingdom Death Monster
gemütlich gemacht, selbst das Bad ist voll. Nun ist guter Rat teuer.
Glücklicherweise gibt es aber eine Lösung. Denn Frosted Games hat die Button
Shy Serie auf Deutsch herausgebracht, vollwertige Spiele, die mit nur einer
Handvoll Karten auskommen. Aus sechs Spielen besteht der erste Teil der Reihe, mit
„Circle the Wagons“, „Sprawlopolis“ und „Geschickt Gesteckt“ stelle ich drei
davon vor.
Circle the Wagons (S. Aramini, D. Devine & P. Kluka / Frosted Games)
Der Wilde Westen ruft, die Prärie will erkundet werden. Im Spiel zu zweit bedeutet das, dass wir anfänglich 15 Landschaftskarten zentral als Kreis auslegen. Dazu kommen 3 zufällige Karten in die Mitte, die von Partie zu Partie wechselnde Vorgaben für zu erzielende Punkte machen. Mehr gibt es nicht zu tun, schnell kann die Partie beginnen. Denn nun dürfen wir abwechselnd eine Karte vom Anfang der Reihe nehmen oder diese überspringen und sie damit dem Mitspieler überlassen. Erhaltene Karten bauen wir in unsere Landschaft ein, wobei wir drehen oder überbauen dürfen. Und das ist auch nötig. Denn am Ende wollen wir einerseits möglichst große Gebiete der verschiedenen Landschaftstypen, andererseits aber auch die 3 zentralen Ziele erfüllen.
Es ist wirklich beeindruckend,
wie viel Abwechslung in nur 25 Karten (inklusive Solovariante) stecken können.
Indem die Karten auf der Vorderseits die Landschaften und auf der Rückseite die
Ziele abbilden, gibt es für viele Runden etwas zu entdecken. Allerdings steht
und fällt der Spielspaß auch ein wenig mit den ausgewählten Zielen. Besonders
spannend sind jene Durchgänge, bei denen Karten mit Minuspunkten ausliegen.
Dadurch gewinnt die Kartenauswahl noch einmal an Reiz, Karten zu überspringen
(und dem Gegner zu schenken) wird viel lukrativer. In Runden in denen nur
positive Karten ausliegen werden dagegen oft nur sporadisch Karten
übersprungen. So oder so steckt hier ein vollwertiges (und sehr flottes) Spiel
in der kleinen Box.
Geschickt Gesteckt (Elizabeth Hargrave / Frosted Games)
„Geschickt Gesteckt greift
den viktorianischen Brauch auf, Blumen eine Bedeutung zu verleihen.“ Wir
Spieler wünschen uns ja immer Spiele mit etwas ausgefalleneren Themen. Das
haben wir jetzt davon. Aber von vorne. In Geschickt Gesteckt erstellen beide
Spieler einen Blumenstrauß aus gerade einmal 4 Blumenkarten. Im eigenen Zug
ziehe ich zwei davon und biete diese, eine offen und eine verdeckt, dem
Mitspieler an. So wandert eine Blume in mein Arrangement, die andere zum
Mitspieler. Nach gerade einmal 4 Runden endet das Spiel auch schon. Nun triggern
die Sonderfunktionen der Blumen. Teilweise folgen Aktionen, wie das Abwerfen
von Karten, andere Blumen belohnen eine passende Zusammenstellung des
Arrangements. Denn zusammen mit den Herzen auf den Blumen entscheiden die hier
gesammelten Punkte über Sieg oder Niederlage.
Keine Frage, taktische
Tiefe sucht man in diesem kleinen Kartenspiel vergebens. Vielmehr gibt es nur
eine Handvoll an Entscheidungen, der Ausgang hängt nicht unwesentlich vom Glück
ab. Bei einem Spiel, das keine fünf Minuten dauert, stört mich das aber nicht.
Vielmehr führen all die möglichen Kombinationen dazu, dass man es einfach immer
wieder probieren will. Noch ein paar Punkte mehr, eine einzelne bessere Blume,
ein wenig mehr Glück. Der Sog ist quasi sofort spürbar. Auch wenn erfahrenen
Spielern etwas die Abwechslung fehlt, ist hier mit wenigen Karten ein
spannender Blumenstrauß entstanden.
Sprawlopolis (S. Aramini, D. Devine, P. Kluka / Frosted Games)
15 Karten mit
Stadtvierteln, dazu 3 zufällige Karten die die Herausforderungen für die Parte
bestimmen. Einige von euch wird der Abschnitt wahrscheinlich bekannt vorkommen.
Und tatsächlich gibt es ein paar Parallelen zu „Circle the Wagons“… aber auch
viele Unterschiede. Der wichtigste: Sprawlopolis wird kooperativ (oder solo)
gespielt. Dazu wird Runde für Runde eine Karte gezogen und in die eigene Stadt
gelegt. Jede Karte zeigt 4 Stadtviertel sowie ein paar Straßen. Generell sollte
versucht werden, möglichst große gleichfarbige Stadtviertel und möglichst wenige
Straßen zu errichten. Diese Vorgaben werden aber durch die 3 wechselnden
Herausforderungen ergänzt und teilweise konterkariert. Auf einmal will man
Straßen im Wohngebiet, nur noch kleine Gewerbegebiete möglichst wenige
Industriegebiete oder keine Parks am Stadtrand. Das Besondere: Je leichter die
Aufgaben, desto mehr Punkte benötigt ihr für einen Spielsieg. Und wem das noch
nicht reicht, der kann es über die Erweiterung noch mit Godzilla und Baustellen
aufnehmen.
Sprawlopolis ist mein
persönliches Highlight der noch jungen Reihe. Trotz sehr eingängiger Regeln
bietet das Spiel viele Entscheidungen und verläuft stets spannend und knapp.
Mit jeder Karte fiebert man mit, versucht all die Möglichkeiten in Einklang zu
bringen. Die große Zahl an Wertungskarten bietet viel Abwechslung, dass deren
Schwierigkeit die Zielpunkte vorgeben ist genial. Natürlich ist Sprawlopolis
generell ein Solo-Spiel. Das spürt man auch bei den kooperativen Regeln, bei
denen im Wesentlichen abwechselnd gezogen wird. Spaß macht Sprawlopolis aber
auch dann, das gemeinsame Puzzeln ist nicht weniger unterhaltsam als allein zu
spielen.
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