Montag, 1. April 2013

Die Zwerge

Bier, Bärte und rote Zipfelmützen
Zwerge: “In Märchen und Sagen auftretende, kleine, meist hilfreiche Wesen in Menschengestalt (das man sich meist als kleines Männchen mit Bart und [roter] Zipfelmütze vorstellt)“. Wer bei dem Wort Zwerg nicht zuerst an selbige Definition des Dudens, sondern vielmehr an wilde, bärtige Gestalten mit scharfen Äxten und vollen Bierkrügen denkt, könnte am Spiel von Michael Palm und Lukas Zach (Pegasus) seine helle Freude haben. Bei dem, auf einer Buchreihe von M. Heitz basierenden Spiel, verteidigen wir in Form jener bärtigen Spießgesellen das „Geborgene Land“ gegen Dunkelalben, Trolle und Schweineschnauzen (sprich: Orks). Dass wir dabei kooperativ vorgehen versteht sich von selbst, würde sich doch kaum einer die Chance entgehen lassen einen stinkenden und ständig betrunkenen Axtschwinger zu verkörpern. Demnach also frei nach dem Motto: „Jedes Spiel ist besser mit Zwergen“…


Auf in die Schlacht
Das Leben als Zwerg könnte so einfach sein. Morgens gemütlich ein Fässchen Bier, mittags die ein oder andere Schweineschnauze verprügeln und abends kann man dann endlich bei einem leckeren Essen (mit Bier) entspannen. Tja, könnte… gäbe es nicht ständig immer und überall jemanden der denkt die Zwerge seien bessere Fußabtreter und müssten dringend um ihre Schätze / ihr Land / ihr Bier erleichtert werden. Im Falle von „Die Zwerge“ handelt es sich bei diesem Jemand ganz schlicht um die Armeen des Bösen welche unseren blühenden (sofern ein Zwerg einmal seinen Kopf über die Erde streckt) Landstrich in Totes Land verwandeln wollen. Dazu rücken uns die feindlichen Armeen (hier: formschöne Holzwürfel) unentwegt und ständig aus allen Himmelsrichtungen entgegen. Während wir versuchen, die anrückenden Massen zumindest aufzuhalten, erledigen wir Aufträge, sammeln Ausrüstung und schmieden schlussendlich die Feuerklinge mit der wir das Übel ein für allemal (oder zumindest bis zur Fortsetzung) bezwingen.


"Brandgefährlich auf kurze Entfernung"
Um die anbrandenden Armeen aufzuhalten, steht uns eine umfangreiche und kampfstarke Armee aus maximal fünf Zwergen zur Verfügung (einer pro Spieler). Diese Unterscheiden sich in vier Attributen (von Geschwindigkeit bis Kampf) und ihren Sonderfähigkeiten. Die dicken Brocken schickt man am besten bunte Holzwürfel jagen und Handwerker zur Waffenproduktion. Währenddessen bemühen sich die redegewandteren Gesellen um die Zustimmung beim Rat der Zwerge. All dies ist auf zwei Aktionen pro Runde beschränkt, der Erfolg einer jeden Aktion wird über Würfelwürfe bestimmt. Zwei Aktionen klingen nicht nur knapp, sie sind es auch. Von der ersten Runde an hat man kaum eine Chance die Flut an Feinden aufzuhalten. Ständig tauchen diese schneller auf als man sie vermöbeln kann, hat man eine Ecke gesäubert bricht in der anderen die Hölle los. Unfairerweise verwandeln die Feinde Landstriche in denen sie sich häufen auch dauerhaft in „Totes Land“, welches für die meisten Zwerge nur unter Schmerzen zu betreten ist. Obendrein sorgt ein festgelegtes Zeitlimit für zusätzlichen Druck.

Ein Licht in der Dunkelheit
Wie also der ständigen Bedrohung begegnen? Auch wenn die meisten Zwerge dies wohl nicht gerne hören: Nur mit Kämpfen kommt man nicht weit. Um überhaupt eine Chance zu haben gilt es, möglichst schnell und möglichst viele Aufträge zu erfüllen. Diese existieren in zwei Kategorien. Eine davon ist häufig ohne zu großen Aufwand zu bewältigen und lockt mit kleineren Belohnungen (etwa Gegenstände oder Sonderaktionen). Deutlich entscheidender sind die so genannten Szenariokarten. Von diesen müssen im Spielverlauf sechs bis zehn Stück (je nach Schwierigkeitsgrad) erledigt werden. Schaffen wir dies in der vorgegeben Zeit gewinnen wir das Spiel. Die Aufträge der Karten reichen dabei von schlichten Erkundungsmissionen (naja) über das Schmieden der Feuerklinge (schon besser) bis hin zu Handfesten Schlachten (perfekt). Der letzte Auftrag variiert dabei ebenso wir die ersten vier bis acht. Einzig das Schmieden der Feuerklinge ist, in Anlehnung an das Buch, in jeder Partie Pflichtaufgabe.

Guter Rat ist teuer
Abseits von Kampf und Auftragskarten gilt es, den Rat der Zwerge für das eigene Vorhaben zu gewinnen. Zwei Zwerge streiten hierbei um die Krone. Einer davon ein stinkender, fluchender und saufender Vertreter seiner Zunft, der Andere sogar richtig übel. Schaffen wir es, den Rat mittels Aktionen und Würfelwürfen auf unsere Seite zu ziehen, winken dicke Belohnungen. Diese können von Wiederholungswürfen bis hin zu Gegenständen reichen. Tendiert der Rat allerdings in eine andere Richtung (was im Spielverlauf automatisch geschieht), oder bevorzugt er gar den üblen Gesellen (tunlichst zu vermeiden) droht nicht selten Ungemach. Von Wunden bis hin zu einem deutlich reduzierten Zeitlimit reichen hier die Strafen.

Zwerge ziehen sich nicht zurück... sie nehmen Anlauf
Was allerdings ein echter Zwerg ist, der lässt sich weder von Alben noch von einem Rat aufhalten. Wird die Feuerklinge in der vorgegeben Zeit geschmiedet und der letzte Auftrag erfüllt, gehen die Zwerge einmal mehr siegreich aus der Schlacht. Sollte der unwahrscheinliche Fall auftreten, dass die Zeit abgelaufen oder einer der Zwerge den in der Schlacht erhaltenen Verletzungen erlegen ist,… Nun, es gibt immer noch mehr Zwerge um die Schlacht an einem späteren Tag erneut in Angriff zu nehmen. Und da der Schwierigkeitsgrad anhand der Menge der zu bewältigenden Szenariokarten gut einstellbar ist, kann man dann ja ein Niveau wählen das besser zu einem kleinen, meist hilfreichen Wesen mit roter Zipfelmütze passt. 

Ein Fazit
Um es ganz direkt zu sagen: Nach dem ersten Öffnen der Box von Die Zwerge überwiegte bei mir eine leichte Enttäuschung. Nicht weil das Material schlecht ist, keinesfalls. Vielmehr weil für das erwartet, große Abenteuer doch recht wenig Spannendes in der Box war. Bunte Holzwürfel als Armeen, eine Handvoll Karten und ein Berg Pappsechsecke. Einzig die sehr detaillierten und liebevoll designten Zwergenfiguren entsprachen den Erwartungen. Auch das erste Spiel vermochte noch nicht vollständig zu überzeugen. Zum Kennenlernen wurde der leichteste Schwierigkeitsgrad gewählt, wir marschierten mehr oder weniger unbehelligt durch das Spiel, nach einer guten Stunde war das Verborgene Land gerettet. Was Folgte war Stille und Verwunderung. Das epische Gefühl, wie es etwa ein Mage Knight oder Defenders of the Realms erzeugt, bleibt bei „Die Zwerge“ zumeist aus. Warum landet es bei mir dann seit dem Erscheinen deutlich häufiger auf dem Tisch als jenen beiden Titel, ja sogar häufiger als die meisten Spiele meiner Sammlung? Ganz einfach: Es macht Spaß. Wenn man sich mit den wunderschönen Figuren durch Herrscharen feindlicher Hölzklötze prügelt, mit goldener Zunge den Rat beeinflusst oder für den Mitstreiter eine lange ersehnte Waffe herstellt kommt bei mir einfach Spaß am Spiel auf. Die Zwerge ist nicht dafür gedacht Vielspieler über Stunden an den Tisch zu fesseln, über Strategien und Plänen zu grübeln und nach gewonnener Schlacht erschöpft ins Koma zu fallen. Die Zwerge ist vielmehr ein schneller und kurzweiliger Spaß den man auch am Ende eines langen Tages noch genießen kann.



3 Kommentare:

  1. Ich wünsche allen viele bunte Ostereier und schöne Feiertage!
    Nina Wunsch

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  2. Hier liegt ein Ei und wartet auf seinen glücklichen Finder.

    Tobias Hauk

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