Montag, 22. Februar 2016

Das Konzil der Vier



Es gibt Autoren, mit denen ist fast zwangsläufig eine gewisse Erwartungshaltung verbunden. Üblicherweise trifft dies insbesondere auf jene zu, die seit Jahren herausragende Titel veröffentlichen. Ab und an kann es aber auch vorkommen, dass das neue Werk eines Autors bereits nach zwei Veröffentlichungen sehnlichst erwartet wird. So geschehen zuletzt bei Simone Luciani und Daniele Tascini, die mit Marco Polo und Tzolk’In für Aufsehen sorgten. Bleibt die Frage, ob sie mit ihrem neuen Werk „Das Konzil der Vier“ (Heidelberger Spieleverlag) den Erwartungen gerecht werden.

Im Vergleich zu den Vorgängern kommt Das Konzil der Vier dabei deutlich einfach daher, bietet aber dennoch einige Optionen. Mittels Farbkarten müssen wir Handelshäuser Platzieren und dabei sowohl auf günstige Verbindungen unter diesen, als auch auf punkteträchtige Platzierungen achten.


Bestechung
Die grundlegenden Regeln sind dabei eigentlich recht überschaubar. Jede Runde dürfen wir gerade einmal eine von vier möglichen Hauptaktionen durchführen, die alle mehr oder weniger direkt dazu dienen, Handelshäuser auf den Plan zu stellen. Zumeist benötigen wir dafür Politikkarten sowie Geld, die uns zur Bestechung der Konzile dienen. Eben jene bestehen stets aus vier Figuren verschiedener Farben, was zugleich die benötigten Kartenfarben angibt. Fehlende Karten können wir mittels Geld ausgleichen, je mehr Karten fehlen desto teurer wird dieses Unterfangen allerdings. Warum genau bestechen wir aber nun die Konzile?


Bau
Nun, vier Konzile gibt es im Spiel insgesamt, drei davon vergeben Baugenehmigungen für die Städte ihres Sektors. Und genau diese wollen wir in unseren Besitz bringen. Denn zum einen erlauben sie uns das Errichten der  zum Spielsieg unerlässlichen Gebäude, zum anderen bieten die Genehmigungen weitere Boni. Folgerichtig besteht die erste der möglichen Hauptaktionen darin, eines der Konzile um eine Baugenehmigung zu bitten, als weitere Hauptaktion können wir diese in einem späteren Zug zum Bau nutzen. Alternativ können wir den König schmieren. Das ist zwar etwas teurer, dafür dürfen wir direkt ohne Genehmigung bauen. Zuletzt dürfen wir die Zusammenstellung eines Konzils ändern indem wir eine neue Figur (einer für uns angenehmeren Farbe) dazu packen.

Nebenaktionen
Damit wir mit all dem nicht alleine gelassen werden, stehen uns Assistenten zur Verfügung. Diese dürfen wir als zusätzliche Aktion ausgeben, um ausliegende Baugenehmigungen auszutauschen, die Zusammensetzung des  Konzils zu ändern oder  eine weitere Hauptaktion durchzuführen.


Warum all das?
Damit wäre geklärt, womit wir uns über weite Teile des Spiels beschäftigen. Bleibt die Frage: Warum? Und natürlich geht es auch hier, wie so oft, um Punkte. Diese bekommen wir indem wir mit den Handelshäusern ganze Gebiete oder farbgleiche Städte besetzen. Doch sind die Punkte bei Weitem nicht die einzige Belohnung auf die es zu achten gilt. Viel spannender ist eigentlich was die Städte selbst abwerfen. Und damit wären wir auch beim interessantesten Element des Spiels. Denn immer wenn wir ein Handelshaus errichten, wirft die entsprechende Stadt eine Belohnung ab (Siegpunkte, Assistenten, Karten,…). Und nicht nur das. Jede von dort aus mittels Straße zu erreichende Stadt in der bereits ein eigenes Handelshaus steht, liefert ebenfalls noch einmal seine Belohnung. Das sinnvolle Aneinanderreihen von Handelshäusern ist damit essentieller Bestandteil und zugleich der Schlüssel zum Sieg.


Fazit
Wie bereits in der Einleitung geschrieben, bin ich mit einer gewissen Erwartungshaltung an Das Konzil der Vier herangegangen. Möglicherweise war ich auch gerade deshalb nach meiner ersten Partie eher etwas enttäuscht. Aber auch die weiteren Runden haben bei mir und meinen Mitspielern eher einen mittelmäßigen Eindruck hinterlassen.
Das beginnt bereits mit dem ersten Blick auf den Spielplan. Ich bin ja kein großer von einer übermäßig bunten Gestaltung. Aber so eintönig muss ein Plan dann auch nicht aussehen. Nichts lädt hier zum Spielen ein, alles wirkt trist. Zudem lassen sich einige Farben der Städte, Karten und Bonusplättchen nur mit Mühe unterscheiden, was gerade zu Beginn den Spielfluss hemmt. Auch abseits der Farbgebung ist das Material zumindest ausbaufähig. Die vier Spielplanteile werden nur aneinander gelegt und verrutschen schnell. Darüber hinaus sind die Aussparungen für die Konzile zu klein, wodurch diese immer nur halb darin stecken. Nichts davon ist für sich genommen dramatisch, in der Summe schmälert es den Eindruck aber durchaus.

Dramatischer wirken sich für mich die spielerischen Probleme aus. So fallen die Punkte einiger Bonusplättchen gefühlt doch etwas übertrieben aus, wer hier früh punktet ist häufig kaum noch einzuholen. Das eigentliche Abwägen zwischen kurz- und langfristigen Zielen verkommt hier schnell zur Punktehatz zu Spielbeginn. Obendrein bietet das Spiel für hinten liegende keine Möglichkeit aufzuholen. Wer einmal Vorne ist kann stets mehr Belohnungen abgreifen und seinen Vorsprung weiter ausbauen. Wer dagegen ins Hintertreffen gerät spielt häufig nur noch eine chancenlose Nebenrolle, was schnell zu Frust führt.

All das klingt jetzt, als fänden wir das Spiel schlicht furchtbar. Allerdings hat Das Konzil der Vier durchaus seine Reize und ist keinesfalls ein schlechtes Spiel. Die Idee mit den zusammenhängenden Handelshäusern ist reizvoll und sorgt für spannende Entscheidungen. Auch die Konzile stellen durchaus eine originelle Idee dar. Zugleich sind die Regeln eingängig genug, dass auch Spieler Spaß haben können, die sich nicht stundenlang durch das Regelheft kämpfen wollen.

Dennoch dominieren hier einfach die Probleme, weshalb ich Das Konzil der Vier als eher mittelmäßiges Spiel bezeichnen würde.


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