Montag, 2. Mai 2016

Exodus: Proxima Centauri



“Der Weltraum, unendliche Weiten. Viele Lichtjahre von der Erde entfernt dringen wir in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.“ Naja, mehr oder weniger. Denn Spiele bei denen wir den Weltraum besiedeln sind alles andere als selten und alle Ecken scheinen diesbezüglich bereits ausgelotet. Mit Exodus: Proxima Centauri schicken Andrei Novac und Agnieszka Kopera (NSKN) dennoch ein weiteres Spiel ins Rennen um die Gunst der Spieler.

Diesmal übernehmen wir allerdings nicht etwa die Rolle eines außerirdischen Volkes oder kämpfen gegen ein solches. Nein, wir haben ganz schlicht die Herrschaft über eine von mehreren Menschengruppen. Und kämpfen gegen eben solche. 


                         
Das Universum
Wie wir es aus der Mehrzahl vergleichbarer Spiele kennen, besteht auch das Universum in Proxima Centauri aus einer Vielzahl sechseckiger Plättchen. An dessen Rändern befinden sich unsere Startwelten, im Zentrum besonders lukrative Planeten. Darum herum in (mehr oder weniger) zufälliger Anordnung diverse Planeten, auf denen die Ressourcen Platin, Axinium und Phasium auf ihre Entdecker warten. Natürlich wird der Plan auch noch mit Leben in Form von neutralen (und wenig freundlichen) Alienschiffen gefüllt, die unserem Expansionsdrang im Wege stehen.


Klein Anfangen
Wie es sich gehört, ist unser eigenes Reich zu Beginn wenig beeindruckend. Gerade einmal drei Bevölkerungsmarker besiedeln unseren Heimatplaneten, zwei noch weniger beeindruckende Raumschiffe umkreisen diesen zu unserem Schutz. Auch unser Rohstoffvorrat ist sehr begrenzt, was es tunlichst zu ändern gilt. Genau dafür bekommt jeder zu Anfang einen Stapel Aktionskarten, welche die eigenen Möglichkeiten in der Runde bestimmen. Da eine Aktion pro Runde allerdings etwas wenig ist, spielen wir jeweils zwei dieser Karten aus. Obendrein dürfen wir die stets knappe Bevölkerung unseres Heimatplaneten nutzen, um zusätzlich eine sekundäre Aktion auf unserer Karte oder der eines Mitspielers auszuführen.

Die Aktionen
Alleine drei der Aktionen drehen sich direkt um Ressourcen und deren Beschaffung. So füllen wir mittels Bankgeschäften unseren Vorrat an Platin auf,  über den Handel tauschen wir die drei verschiedenen Ressourcen (durchaus auch mit Gewinn) untereinander. Bergbau erlaubt uns, verbrauchte Minen auf beliebigen Planeten wieder aufzufüllen, um die dortigen Rohstoffe in Folgerunden erneut abbauen zu können. All das lässt sich mittels Forschungen ungleich effektiver gestalten, womit wir auch schon bei der vierten Aktion sind. Forschen bietet dabei mannigfaltige Vorteile, von besseren Waffen über mehr Rohstoffe bis hin zu zusätzlichen Aktionen. Besonders spannende Forschungen stellen naturgemäß die Upgrades für unsere Schiffe dar. Diese können als weitere Aktion direkt eingebaut werden und verbessern Waffen, Antriebe oder Schilde. Doch da auch die beste Waffe ohne ein passendes Schiff wenig nützt, können wir über die letzte Aktion Schiffe bauen und auf dem Spielfeld platzieren.

 
Kampf
Und wenn wir schon bei den Schiffen sind, machen wir doch direkt mit der Eroberungsphase weiter. Diese wird jeweils zweimal am Ende einer Runde durchgeführt und dient der Bewegung und dem Kampf zwischen den Schiffen. Das besondere hier ist, dass die Bewegung quasi simultan und geheim ausgeführt wird. Ihr legt also neben eure Schiffe Plättchen die den Flugkurs angeben und alle auf einmal aufgedeckt werden. Erreicht ihr dabei alleine einen neuen Planeten, dürft ihr zuvor eingeladene Bevölkerung dort ansiedeln um im weiteren Verlauf die Rohstoffe des Planeten zu plündern. Zum Kampf kommt es dagegen, wenn ihr euch am Ende auf dem gleichen Feld wie ein Gegner befindet. Diese wird nun eher klassisch mittels Würfeln ausgefochten, wobei die Waffen die Zahl der Würfel vorgeben und Schilde bestimmen, wie viele Treffer ein Schiff verkraftet. Unabhängig von der Zahl der Parteien die am Kampf beteiligt sind, gibt es am Ende nur einen Sieger. Und dieser streicht stets die Siegpunkte für alle zerstörten Schiffe ein.

Politik
Wenig überraschend ist das Spiel viel zu komplex, um auf alle Elemente einzugehen. Zumindest eine Phase muss aber unbedingt noch erwähnt werden: Die Konzilphase. Diese wird vor der Wahl der Aktionskarten gespielt und lässt uns mittels Platin über drei Politikkarten abstimmen. Von diesen tritt stets nur eine in Kraft und ändert das Spiel mittels sofort eintretenden, längerfristigen oder permanenten Effekte. Darüber hinaus werden in dieser Phase auch die Ämter der kommenden Runde versteigert. Und Kanzler / Vize-Kanzler sind nicht nur für die Spielerreihenfolge wichtig, sondern entscheiden gemeinsam auch über die Bonusaktion der aktuellen Runde.

Der Sieger
Sieben Runden dauert eine Partie Exodus, dann folgt die große Abrechnung. Denn wer erfolgreichster Eroberer war, lässt sich nicht immer mit einem schnellen Blick auf den Plan sagen. Lohnend ist dabei insbesondere die Bevölkerungsmehrheit auf Planeten, oder von Schiffen besetzte Felder. Natürlich wird auch das Vernichten von Schiffen der Mitspieler oder der neutralen Alienrasse belohnt. Selbst Spielreihenfolgekarten können hier noch zu Buche schlagen. All das aufsummiert und der Sieger steht fest.

                                               
Fazit
Exodus fällt in die Kategories der Spiele, die vom ersten Moment an mit einem Berg an Material beeindrucken. Bevor auch nur die erste Seite der Regel gelesen ist, rechnet man mit mannigfaltigen Mechanismen, stundenlangen Partien und epischen Schlachten. Überraschenderweise ist das Spiel selbst dann aber sogar vergleichsweise schnell verinnerlicht und verstanden, der Ablauf recht stringent und logisch aufgebaut. Auch wenn das Regelheft zwar nicht optimal ist, führt es doch ordentlich ins Spiel hinein. Die angegebene Spielzeit von 30 bis 45 Minuten je Spieler ist dennoch nur mit einiger Erfahrung und flotten Mitspielern zu erreichen. Und in dieser Zeit wird man durchaus gut unterhalten. Eroberung, Forschung, Aufrüstung, Kampf… man bekommt was man erwartet. Und da besiedelte Planeten die mit Abstand lukrativste Punktequelle sind und stets nur einen begrenzten Vorrat an Rohstoffen bereit halten, ist auch ein stetes Ringen um diese garantiert. Während in den ersten Runden noch ein wenig nebeneinander her gespielt und vor allem Aufgebaut wird, geht es in der zweiten Spielhälfte tatsächlich rund.

Genau die zweite Spielhälfte ist es aber auch die nicht jedem Spieler vollständig zusagt. Zum einen kommt hier natürlich das Glückselement deutlich stärker zum tragen. Wer bei den Kämpfen immer wieder Pech hat, der kann den Sieg vergessen. Obendrein kann es vorkommen, dass sich mehrere Spieler auf einen Konkurrenten einschießen. In solchen Fällen ist Frust garantiert. Zuletzt entwickeln sich gerade gegen Ende häufig Grabenkämpfe während denen mehrere Runden immer wieder um die gleichen zwei oder drei Planeten gekämpft werden. In solchen Fällen kann sich das Spiel dann schon etwas ziehen, da nicht mehr wirklich viel Neues passiert aber dennoch jeder Zug wohl überlegt sein muss. Etwas wenig passierte mit persönlich darüber hinaus auch bei den Politikkarten. Obwohl diese auf den ersten Blick durchaus reizvoll erscheinen, ist ihr Effekt häufig zu klein und / oder betrifft alle Spieler gleichermaßen. Dadurch wird das eigentlich reizvolle Element häufig nur noch schmückendes Beiwerk und keiner will sich hier finanziell aus dem Fenster lehnen.

Dennoch sticht Exodus unter Seinesgleichen dadurch heraus, dass es trotz überschaubarer Regeln einiges an Spieltiefe bietet. Und auch wenn durchaus noch Ecken und Kanten zu entdecken sind, bietet es doch auch reichlich Spielspaß.

2 Kommentare:

  1. So im Vergleich mit Eclipse und TI3, wie schaut Exodus da aus? Ich denke schon lang über den Kauf nach, aber ich bin mir nicht sicher ob sich der Kauf "lohnt" wenn man die anderen beiden schon besitzt. Der ein oder andere ist der Meinung Exodus wäre besser als die beiden Platzhirsche. Wieviele Mitspieler sollte man für eine Runde Exodus haben?

    AntwortenLöschen
  2. Exodus liegt bei mir irgendwie zwischen den beiden von dir genannten Spielen. Von der Art schon etwas näher an TI3, Eclipse ist ja schon fast Richtung Eurogame. Von der Spielzeit und auch von der Komplexität aber eher mit Eclipse zu vergleichen, da ist TI3 deutlich aufwendiger.

    Was die Spielerzahl angeht ist Exodus tatsächlich recht offen und funktioniert in jeder Besetzung. Natürlich ist es aber schon spannender, wenn etwas mehr los ist.

    Ich persönlich bin froh alle 3 Spiele zu besitzen. Eclipse ist etwas für planvollere Runden, weniger kampflastig.
    Exodus und TI3 sind klar "cineastischer". Mehr Kampf, mehr Schadenfreude und Verzweiflung. Persönlich finde ich TI3 da noch etwas besser, aber durch die deutlich geringere Spielzeit dürfte Exodus häufiger gespielt werden.

    In den kommenden Wochen schaue ich mir auch die Erweiterung an, die soll das Spiel angeblich noch deutlich aufwerten. Ein entsprechender Bericht folgt dann auch.

    AntwortenLöschen