Mittwoch, 5. April 2017

Unlock!



Escape-Räume erfreuen sich zunehmender Beliebtheit und auch aus dem Brettspielbereich sind entsprechende Veröffentlichungen aktuell kaum wegzudenken. Doch ausgerechnet die Space Cowboys, die zuletzt immer wieder mit kreativen Ideen Punkten konnten, ließen mit ihrem Werk lange auf sich warten. Doch das Warten hat ein Ende. Und Unlock (Carroll, Cauet und Demaegd / Asmodee) hebt sich tatsächlich von den anderen bislang veröffentlichten Werken ab.

Auch Unlock bietet einiges an Rätselspaß und basiert dabei eigentlich nur auf einem Stapel Karten. Zugleich findet aber auch eine App Verwendung, ohne die ein Spiele nicht möglich ist. Der große Vorteil dabei: Es wird kein Material zerstört und das Spiel kann dementsprechend mehrfach (von verschiedenen Spielern) verwendet werden.


Die Karten
In der Box von Unlock befindet sich tatsächlich überraschend wenig Material. Insgesamt gerade einmal drei Kartenstapel, jeder davon steht für ein Abenteuer. Dazu wird allerdings noch zwingend eine App benötigt, die für die meisten gängigen Systeme veröffentlicht wurde. Ist all das vorhanden öffnen wir ein Kartenpaket, lesen die einleitende Geschichte und schon kann es losgehen. Ziel der Mission ist es nun, sich durch den vorliegenden Kartenstapel und damit die Geschichte zu „arbeiten“. Dazu befinden sich auf dem vor uns liegenden Ort mehrere Nummern und Buchstaben, die wiederum auf neue Karten verweisen, die wir aus dem Stapel suchen. 


Kombinationsgabe
Liegen die neuen Karten vor uns aus, geht es los. Denn nun ist es unsere Aufgabe, all die Gegenstände, Räume und Maschinen sinnvoll zu kombinieren. Haben wir also etwa einen Schlüssel (Nr. 13) und ein dazu passendes Schloss (Nr. 38), nutzen wir diese beiden Gegenstände um im Anschluss Karte 51 zu ziehen und einen neuen Raum aufzudecken. Dieser wiederum bietet neue (mehr oder weniger offensichtliche) Nummern und damit neue Karten. Natürlich sind die wenigsten Karten so einfach und häufig müssen stattdessen verschiedenste Rätsel und Aufgaben gelöst werden, um an neue Nummern zu kommen. Zudem sind viele Details (und auch Nummern) auf den Karten versteckt und nur bei sehr genauer Betrachtung zu erkennen.

Die App
Was genau hat aber nun die App damit zu tun? Nun, einige der Rätsel liefern uns auch einen vierstelligen Code, den wir in die App eingeben müssen, um an neue Karten zu kommen. Darüber hinaus können wir über die App hilfreiche Hinweise zu beliebigen Karten erhalten und uns sogar auf versteckte Nummern aufmerksam machen lassen. Und natürlich ist die App auch Bestandteil einiger Rätsel und liefert am Ende obendrein eine Auswertung. Für eine gute Wertung muss man dabei einerseits schnell sein und andererseits mit möglichst wenigen Hinweisen oder falsch eingegebenen Codes auskommen. Glaube ich zumindest. Denn wirklich gut waren wir nie.


Unlock 2.0
Bevor ich zum Fazit komme noch ein Wort zur App. In der ersten Version (die mit Veröffentlichung des Spiels vorlag), hatte diese einige Schwächen. Die größte davon, dass wir zu jeder Karte nur einen Hinweis bekommen, der obendrein häufig nicht hilfreich war. Inzwischen hat sich das geändert und für schwierige Rätsel gibt es weitere Hinweise. Obendrein gibt es nun auch eine verbesserte Hilfsfunktion für das Finden versteckter Zahlen auf den Karten. Damit wurden meiner Meinung zwei grobe Schnitzer ausgebügelt und mein Fazit beruht auf der aktuellen Version der App.

Fazit
Ein Fazit zu Unlock gestaltet sich überraschend schwer. Denn einerseits bietet das neue Spiel der Space Cowbyos viele gelungene Ideen und spannende Elemente. Die Rätsel sind zumeist interessant und erzählen dabei sogar eine Geschichte, die optische Aufmachung ist über jeden Zweifel erhaben. Die App ermöglicht darüber hinaus auch das eine oder andere etwas kreativere Rätsel, auch wenn ich mir davon etwas mehr gewünscht hätte. Aufgrund der vielen parallelen Aufgaben ist das Spiel darüber hinaus nicht ganz so linear wie viele andere Vertreter seiner Art und kann auch besser mit etwas mehr Spielern gespielt werden. Zuletzt ist natürlich die Tatsache, dass kein Material zerstört wird, ein dickes Plus.

Neben all diesen Vorteilen hatten wir mit Unlock leider aber auch einige Probleme. Manche davon (insbesondere die annähernd nutzlose Hilfe-Funktion) wurden mit dem Update der App behoben, andere sind dagegen immer noch im Spiel. Zu nennen wären hier etwa die extremen Strafen. Falsche Codes oder Kartenkombinationen führen fast immer zu drakonischen Zeitstrafen, die die Jagd nach einer guten Wertung schnell ad absurdum führen. Wer einmal fünf Minuten Zeitstrafe kassiert hat, nur weil er einen Schlüssel mit einem Türschloss kombiniert hat, der reagiert doch schnell gefrustet. Insbesondere, da das Spiel doch sehr viele mögliche Kombinationen bietet. Und leider sind diese auch nicht immer so offensichtlich, wie uns die Anleitung weiß machen will. Denn laut dieser kombinieren wir etwa rote Zahlen eigentlich nur mit blauen. Bis das dann eben nicht mehr so ist.

Auch abseits der Rätsel hat Unlock das eine oder andere Manko. So kommt es etwa vor, das Karten zur gänzlich falschen Zeit gezogen werden. Denn wenn wir ein Rätsel falsch lösen oder Karten falsch kombinieren, kommt stets dennoch eine Zahl heraus. Und die kann durchaus auch auf einer Karte abgebildet sein, wodurch wir viel zu früh in falsche Räume oder an falsche Gegenstände kommen. Gleiches passiert übrigens auch auf der Suche nach versteckten Zahlen. Denn mehr als einmal haben wir vor lauter Verzweiflung an manchen Stellen Zahlen gesehen oder diese hineininterpretiert, die schlicht Teil der Dekoration waren. Zwar wird der Fehler normal schnell bemerkt, ein Spoiler ist dann aber kaum zu vermeiden.

Das klingt jetzt alles so, als wäre Unlock ein totaler Reinfall. Dank der neuen Version der App macht Unlock aber durchaus Spaß, fordert heraus und erzählt zugleich noch eine spannende Geschichte. Die vorhandenen Mängel lassen das Spiel zwar hinter manch anderem Escape-Spiel zurückbleiben, dennoch bietet Unlock einige sehr gelungene Ideen und ich hoffe bereits auf Erweiterungen.



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