Donnerstag, 15. Dezember 2016

Fabelsaft



In mir regt sich so langsam der Verdacht, dass Friedemann Friese einen diebischen Spaß daran hat, uns Bloggern das Leben schwer zu machen. Mit „Fremde Federn“ (HIER) veröffentlichte er ein Spiel, dass aus vielen anderen zusammengestückelt wurde und Futschikato wurde ohne jeden Kommentar an dutzende Personen versandt. Gar nicht zu reden von 504 (HIER), einem Spiel das es einem schlicht unmöglich machte, es für eine fundierte Aussage ausreichend oft zu spielen. Und nun kommt Fabelsaft (2F-Spiele), das wohl einige dutzend Partien benötigt um alles gesehen zu haben.

Dabei ist Fabelsaft eigentlich ein ganz einfaches Spiel. Aufgrund einer sich stetig ändernden Kartenauslage entwickelt es sich aber mit jeder Partie weiter und stellt uns vor immer neue Herausforderungen.



Fabelsaft
Die Grundregeln von Fabelsaft sind schnell erklärt. Zu Beginn bilden sechs verschiedene Aktionskarten die zentrale Auslage, jede davon ist viermal vorhanden. Setzen wir unsere Figur auf eine davon, dürfen wir die entsprechende Aktion ausführen. So ziehen wir etwa einige zufällige Fruchtkarten, spekulieren risikoreich auf mehr oder tauschen mit Mitspielern. Alternativ dürfen wir, die richtige Kombination an Fruchtkarten vorausgesetzt, eine Aktionskarte kaufen und verwandeln diese damit in einen Fruchtsaft. Da wir nur wenige davon für den Spielsieg benötigen, ist diese Aktion zumeist Mittel der Wahl. Zumindest solange kein Mitspieler auf dem Wunschfeld steht. Denn in diesem Fall müssen wir diesem einen kleinen Obolus (eine Fruchtkarte) entrichten um das Feld betreten zu dürfen.


Legacy
Bis hierin klingt all das noch wenig spannend. Das wirklich Innovative geschieht in dem Moment, indem eine Aktionskarte gekauft wird um einen Fruchtsaft herzustellen. Denn da davon stets 24 im Spiel sind, wird sofort eine neue Karte vom (vorsortierten) Nachziehstapel nachgezogen. Und da fast jede Karte genau vier Mal existiert, kommen auf diesem Weg immer mal wieder neue Aktionen ins Spiel. Und so fangen wir auf einmal an bei den Mitspielern zu klauen, bekommen Zugriff auf besondere Karten oder erschließen ganz neue Wege, um an Früchte zu kommen. Das Bemerkenswerte dabei: Die gekauften Fruchtsäfte sind auch für kommende Partien aus dem Spiel, wodurch sich die Auslage stetig ändert. Und bei insgesamt 59 verschiedenen Aktionen dauert es eine Weile, bis wir alles gesehen haben.


Fazit
Friedemann Friese schafft es doch immer wieder, mit neuen und kreativen Ideen aufzuwarten. Im Falle von Fabelsaft hat er den Legacy-Mechanismus genial umgebaut und damit für einen enorm hohen Wiederspielwert gesorgt. In jeder Partie ist die Spannung greifbar, womit wir als nächstes überrascht werden. Stets fiebern alle Spieler auf neue Karten hin. Auch wenn diese dann nicht immer tatsächlich neue Ideen bieten, ist in der Summe doch für reichlich Abwechslung gesorgt. Obendrein sind die Grundlagen von Fabelsaft denkbar simpel und auch die weiteren Aktionskarten werden nur langsam komplexer. Das sorgt für einen sehr angenehmen Einstieg und ermöglicht auch eher unerfahrenen Spielern einen schnellen Start.

Der Legacy-Mechanismus funktioniert also tadellos. Bleibt noch das Spiel selbst. Und auch hier lässt sich auf rein mechanischer Ebene eigentlich nicht viel kritisieren. Allenfalls, dass die (teilweise) zufällige Auswahl der Aktionskarten nicht immer eine spaßige Konstellation ergibt. Zumeist passt die Zusammenstellung aber durchaus. Auch die angegebene Spielerzahl passt, auch wenn zu zweit etwas zu wenig Interaktion vorhanden ist, in Maximalbesetzung dagegen auch mal (für unseren Geschmack) etwas zu viel.

Restlos begeistern konnte mich Fabelsaft aber dennoch nicht. Denn die einzelnen Partien selbst empfanden wir häufig als zu statisch, als zu wenig abwechslungsreich. Viele Aktionen ähneln sich doch sehr, zumeist hüpfen alle Spieler nur auf den gleichen vier oder fünf Feldern herum. In solchen Momenten wird das Spiel doch arg repetitiv und es dauert zu lang bis etwas Neues kommt. Entsprechend fiebern zwar immer alle Spieler auf neue Karten hin, die Phasen dazwischen (das eigentliche Spiel) werden dabei aber immer mehr Mittel zum Zweck.

Dennoch muss ich klar sagen, dass das natürlich schon Jammern auf hohem Niveau ist. Denn in der Summe ist Fabelsaft durchaus gelungen. Ich werde aber das Gefühl einfach nicht los, das bei dem genialen Mechanismus dahinter noch mehr drin gewesen wäre.


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