Ich behaupte ja ganz gerne
mal, dass ich meiner Frau quasi jeden Wunsch von den Augen ablesen kann. Ist ja
eigentlich auch gar nicht so schwer, zumindest, wenn sie zeitgleich auch klar
und deutlich ausspricht, was sie denn nun eigentlich von mir will. Deutlich
schwerer ist es da schon, die Wünsche des Königs zu erraten. Denn der gibt sich
nicht mit Blumen oder einem schönen Essen zufrieden, sondern fordert gleich
ganze Landstriche in Besitz zu nehmen oder Haufenweise Klöster zu errichten.
Und als Herzöge haben wir
leider keine Wahl, als The King’s Will (Hans-Peter Stoll / ADC Blackfire) zu
erfüllen. Also erweitern wir unser karges Land, errichten verschiedenste Orte
und sammeln Ressourcen.
Des
Königs Wille
Da sich in King’s Will
eigentlich alles um den namensgebenden Willen des Königs dreht, werfen wir zu
Beginn doch direkt einmal einen Blick auf denselben. Oder besser: Dieselben.
Denn der König hat nicht nur einen Wunsch, sondern deren gleich acht. Alle
davon drehen sich in irgendeiner Form um unsere Auslage. So werden etwa die
meisten Gebäude, glückliche Untertanen oder passende Ressourcen gewertet. Das
Gemeine: Gerade einmal eine der acht Karten kennen wir zu Beginn, zusätzliche
Informationen bekommen wir erst nach und nach. Und obendrein steht noch nicht
einmal fest, welche Wünsche tatsächlich in die Wertung kommen. Denn nur für
vier davon können wir uns im Spielverlauf entscheiden um am Ende Punkte zu
kassieren.
Aktionsplättchen
Um all diese Wünsche zu
erfüllen, stehen uns gerade einmal acht verschiedene Aktionsplättchen mit
jeweils zwei Aktionen zur Verfügung. Und nur aus fünf davon dürfen wir jede
Runde wählen. Denn wurde eine Aktion ausgeführt, wandert sie ans Ende der Reihe
und kann erst nach einigen Runden erneut gewählt werden. Glücklicherweise
bekommen bei der Auswahl alle etwas ab. Denn wer am Zug ist führt ein Plättchen
zweimal aus, alle anderen dürfen die Aktion zumindest einmal nutzen. Und das
lohnt sich eigentlich fast immer. Denn auf diesem Wege können wir Getreide
ernten, Stein sammeln, neue Landschaften erschließen, Gebäude bauen, für
Nachwuchs unter unseren Arbeitern sorgen oder diese mit Steuern schröpfen.
Obendrein erhalten wir so auch weitere Informationen über den Willen des
Königs.
Bauwerke
Um sich beim König
wirklich beliebt zu machen, genügt es natürlich nicht, einfach nur einen kargen
Landstrich zu präsentieren. Nein, allerlei schmucke und hilfreiche Bauwerke
müssen her. Und diese kommen in zwei Arten. Einerseits können wir auf einen
Landstrich tatsächlich kleine Holzgebäude setzen. Die richtigen Waren
vorausgesetzt entsteht so etwa eine Bauernstadt, die uns Nachwuchs erlaubt,
oder eine Burg, die das eigene Lager vergrößert. Leider geht dies nicht selten
zulasten der Stimmung in der Bevölkerung, wenn diese zu weit sinkt desertieren
einige unserer Untergebenen. Abseits von Burg und Dorf steht uns auch noch eine
große Auswahl an Sondergebäuden zur Verfügung, die mit allerlei einzigarteigen
Boni daherkommen. Auf diesem Weg erhöhen wir etwa unsere Ressourcenproduktion,
senken Kosten oder sammeln schlicht Siegpunkte. Wer sich hier die für seine
Strategie wichtigen Gebäude herauspikt, der hat einen unschätzbaren Vorteil.
Punkte
Natürlich findet auch das
Buhlen um des Königs Gunst irgendwann ein Ende. Und in diesem Fall wird es
durch ein zusätzliches Plättchen ausgelöst, dass zu Spielbeginn am Ende der
Aktionsreihe liegt. Immer wenn eine Aktion davor aktiviert wird, rutscht es
etwas nach vorne. Ganz vorne angekommen, stattet uns der König einen Besuch ab.
Nun müssen kleinere Abgaben geleistet werden und jeder Spieler entscheidet sich
für eine der Willenskarten, die er für sich am Ende des Spiels werten will.
Insgesamt vier Mal besucht uns der König, bevor die Partie endet. Nun nur noch
die Karten auswerten und einige Bonuspunkte (etwa für Gebäude) addieren, und
der Sieger steht fest.
Fazit
The King’s Will ist ein
Spiel für Strategen. Die Optionen sind vielfältig, unzählige Vorgehensweisen
buhlen um die Gunst der Spieler. Entsprechend benötigt es auch die eine oder
andere Runde, bis man einen Überblick über all die Möglichkeiten gewonnen hat. Glücklicherweise gibt es aber eine einfachere Variante für den Einstieg, so dass man nicht direkt mit all den Optionen konfrontiert wird. Einen
besonderen Reiz macht dabei die Ungewissheit über die tatsächlichen Spielziele
aus. Gerade einmal eine Karte ist zu Beginn bekannt und kann als Vorgabe für
die eigene Strategie genutzt werden. Ansonsten gilt es, weitere Informationen
zu sammeln. Dazu kann auch gehören, die Mitspieler zu beobachten. Denn wenn
urplötzlich jeder Klöster baut, kann das doch sehr auffällig sein. Ob es sich
dann auch lohnt auf den Zug aufzuspringen, ist dagegen wieder eine ganz andere
Frage. Denn es kann durchaus lukrativer sein, den Zorn des Königs auf sich zu
ziehen, wenn dafür an anderer Stelle mehr Punkte herausspringen. Genau das
macht auch nach mehreren Partien noch den Reiz aus. Denn in jeder Partie muss
neu auf die Wünsche reagiert werden, die perfekte Strategie gibt es nicht.
Zugleich sind es auch die
Willenskarten, die für mich kleinere Kritikpunkte darstellen. Denn neben
Siegpunkten führen diese auch zu Minuspunkten, wenn man die Minimalbedingungen
nicht erfüllt. Diese sind aber zumeist so niedrig angesetzt, dass man sie auch
ohne Kenntnis der Karte schafft. Dadurch verliert dieses Element wesentlich an
Bedeutung, da ein genaues Wissen der Zielkarten (abseits der Karten für die
eigene Wertung) häufig nicht honoriert wird. Auch das Memory-Element sagt mir
nicht wirklich zu. Manche der Willenskarten sind recht simpel, andere haben
wechselnde Bedingungen um die Maximalpunktzahl zu sammeln. Und gerade wenn
mehrere davon auftauchen, vergisst oder vertauscht man da schnell etwas. Und
wenn man nach rund 2 Stunden Spielzeit verliert, weil man sich die Reihenfolge
einer Karte zu Beginn der Partie falsch gemerkt hat, dann kann das doch schnell
frustrieren.
Trotz dieser kleineren
Kritikpunkte mag ich The King’s Will sehr gerne. Die vielfältigen Möglichkeiten
und die stets variierenden Ziele versprechen auch nach mehreren Partien noch
reichlich Spaß und neue Herausforderungen.
Das Memory-Element der Willenskarten hat uns auch sehr gestört, es gibt eh schon mehr als genug was man beachten und sich an Regeln merken muß. Daher haben wir wie folgt Abhilfe geschaffen: Jeder bekommt noch 8 Holzklötzchen in seiner Farbe, damit markiert man die Willenskarten die man schon angesehen hat, und darf sich die so markierten Karten jederzeit wieder anschauen.
AntwortenLöschenJeder kann sich auch seine gesehenen Karten (Buchstabe reicht) mit Position auf einen Zettel schreiben und im Glossar die Details jederzeit nachschauen. Das ist nicht ausdrücklich verboten, also erlaubt.
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