Montag, 12. Juni 2017

The King's Will



Ich behaupte ja ganz gerne mal, dass ich meiner Frau quasi jeden Wunsch von den Augen ablesen kann. Ist ja eigentlich auch gar nicht so schwer, zumindest, wenn sie zeitgleich auch klar und deutlich ausspricht, was sie denn nun eigentlich von mir will. Deutlich schwerer ist es da schon, die Wünsche des Königs zu erraten. Denn der gibt sich nicht mit Blumen oder einem schönen Essen zufrieden, sondern fordert gleich ganze Landstriche in Besitz zu nehmen oder Haufenweise Klöster zu errichten.

Und als Herzöge haben wir leider keine Wahl, als The King’s Will (Hans-Peter Stoll / ADC Blackfire) zu erfüllen. Also erweitern wir unser karges Land, errichten verschiedenste Orte und sammeln Ressourcen.




Des Königs Wille
Da sich in King’s Will eigentlich alles um den namensgebenden Willen des Königs dreht, werfen wir zu Beginn doch direkt einmal einen Blick auf denselben. Oder besser: Dieselben. Denn der König hat nicht nur einen Wunsch, sondern deren gleich acht. Alle davon drehen sich in irgendeiner Form um unsere Auslage. So werden etwa die meisten Gebäude, glückliche Untertanen oder passende Ressourcen gewertet. Das Gemeine: Gerade einmal eine der acht Karten kennen wir zu Beginn, zusätzliche Informationen bekommen wir erst nach und nach. Und obendrein steht noch nicht einmal fest, welche Wünsche tatsächlich in die Wertung kommen. Denn nur für vier davon können wir uns im Spielverlauf entscheiden um am Ende Punkte zu kassieren. 


Aktionsplättchen
Um all diese Wünsche zu erfüllen, stehen uns gerade einmal acht verschiedene Aktionsplättchen mit jeweils zwei Aktionen zur Verfügung. Und nur aus fünf davon dürfen wir jede Runde wählen. Denn wurde eine Aktion ausgeführt, wandert sie ans Ende der Reihe und kann erst nach einigen Runden erneut gewählt werden. Glücklicherweise bekommen bei der Auswahl alle etwas ab. Denn wer am Zug ist führt ein Plättchen zweimal aus, alle anderen dürfen die Aktion zumindest einmal nutzen. Und das lohnt sich eigentlich fast immer. Denn auf diesem Wege können wir Getreide ernten, Stein sammeln, neue Landschaften erschließen, Gebäude bauen, für Nachwuchs unter unseren Arbeitern sorgen oder diese mit Steuern schröpfen. Obendrein erhalten wir so auch weitere Informationen über den Willen des Königs.

Bauwerke
Um sich beim König wirklich beliebt zu machen, genügt es natürlich nicht, einfach nur einen kargen Landstrich zu präsentieren. Nein, allerlei schmucke und hilfreiche Bauwerke müssen her. Und diese kommen in zwei Arten. Einerseits können wir auf einen Landstrich tatsächlich kleine Holzgebäude setzen. Die richtigen Waren vorausgesetzt entsteht so etwa eine Bauernstadt, die uns Nachwuchs erlaubt, oder eine Burg, die das eigene Lager vergrößert. Leider geht dies nicht selten zulasten der Stimmung in der Bevölkerung, wenn diese zu weit sinkt desertieren einige unserer Untergebenen. Abseits von Burg und Dorf steht uns auch noch eine große Auswahl an Sondergebäuden zur Verfügung, die mit allerlei einzigarteigen Boni daherkommen. Auf diesem Weg erhöhen wir etwa unsere Ressourcenproduktion, senken Kosten oder sammeln schlicht Siegpunkte. Wer sich hier die für seine Strategie wichtigen Gebäude herauspikt, der hat einen unschätzbaren Vorteil.


Punkte
Natürlich findet auch das Buhlen um des Königs Gunst irgendwann ein Ende. Und in diesem Fall wird es durch ein zusätzliches Plättchen ausgelöst, dass zu Spielbeginn am Ende der Aktionsreihe liegt. Immer wenn eine Aktion davor aktiviert wird, rutscht es etwas nach vorne. Ganz vorne angekommen, stattet uns der König einen Besuch ab. Nun müssen kleinere Abgaben geleistet werden und jeder Spieler entscheidet sich für eine der Willenskarten, die er für sich am Ende des Spiels werten will. Insgesamt vier Mal besucht uns der König, bevor die Partie endet. Nun nur noch die Karten auswerten und einige Bonuspunkte (etwa für Gebäude) addieren, und der Sieger steht fest.


Fazit
The King’s Will ist ein Spiel für Strategen. Die Optionen sind vielfältig, unzählige Vorgehensweisen buhlen um die Gunst der Spieler. Entsprechend benötigt es auch die eine oder andere Runde, bis man einen Überblick über all die Möglichkeiten gewonnen hat. Glücklicherweise gibt es aber eine einfachere Variante für den Einstieg, so dass man nicht direkt mit all den Optionen konfrontiert wird. Einen besonderen Reiz macht dabei die Ungewissheit über die tatsächlichen Spielziele aus. Gerade einmal eine Karte ist zu Beginn bekannt und kann als Vorgabe für die eigene Strategie genutzt werden. Ansonsten gilt es, weitere Informationen zu sammeln. Dazu kann auch gehören, die Mitspieler zu beobachten. Denn wenn urplötzlich jeder Klöster baut, kann das doch sehr auffällig sein. Ob es sich dann auch lohnt auf den Zug aufzuspringen, ist dagegen wieder eine ganz andere Frage. Denn es kann durchaus lukrativer sein, den Zorn des Königs auf sich zu ziehen, wenn dafür an anderer Stelle mehr Punkte herausspringen. Genau das macht auch nach mehreren Partien noch den Reiz aus. Denn in jeder Partie muss neu auf die Wünsche reagiert werden, die perfekte Strategie gibt es nicht.

Zugleich sind es auch die Willenskarten, die für mich kleinere Kritikpunkte darstellen. Denn neben Siegpunkten führen diese auch zu Minuspunkten, wenn man die Minimalbedingungen nicht erfüllt. Diese sind aber zumeist so niedrig angesetzt, dass man sie auch ohne Kenntnis der Karte schafft. Dadurch verliert dieses Element wesentlich an Bedeutung, da ein genaues Wissen der Zielkarten (abseits der Karten für die eigene Wertung) häufig nicht honoriert wird. Auch das Memory-Element sagt mir nicht wirklich zu. Manche der Willenskarten sind recht simpel, andere haben wechselnde Bedingungen um die Maximalpunktzahl zu sammeln. Und gerade wenn mehrere davon auftauchen, vergisst oder vertauscht man da schnell etwas. Und wenn man nach rund 2 Stunden Spielzeit verliert, weil man sich die Reihenfolge einer Karte zu Beginn der Partie falsch gemerkt hat, dann kann das doch schnell frustrieren.

Trotz dieser kleineren Kritikpunkte mag ich The King’s Will sehr gerne. Die vielfältigen Möglichkeiten und die stets variierenden Ziele versprechen auch nach mehreren Partien noch reichlich Spaß und neue Herausforderungen.


2 Kommentare:

  1. Das Memory-Element der Willenskarten hat uns auch sehr gestört, es gibt eh schon mehr als genug was man beachten und sich an Regeln merken muß. Daher haben wir wie folgt Abhilfe geschaffen: Jeder bekommt noch 8 Holzklötzchen in seiner Farbe, damit markiert man die Willenskarten die man schon angesehen hat, und darf sich die so markierten Karten jederzeit wieder anschauen.

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  2. Jeder kann sich auch seine gesehenen Karten (Buchstabe reicht) mit Position auf einen Zettel schreiben und im Glossar die Details jederzeit nachschauen. Das ist nicht ausdrücklich verboten, also erlaubt.

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